Feuerwehr-Landeskommandant: "Teilweise haben wir Existenzsorgen"

Feuerwehr-Landeskommandant: "Teilweise haben wir Existenzsorgen"
Landeskommandant Dietmar Fahrafellner, der auch die Feuerwehr in St. Pölten führt, über die Krise, Impfen und fehlende Feste.

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KURIER: Herr Landesfeuerwehrkommandant, wie geht es den Freiwilligen Feuerwehren in der Krise?

Dietmar Fahrafellner: Es sind gemischte Gefühle. Aber wir haben Präventionskonzepte, wir haben mögliche Maßnahmen vorgegeben. Wir haben geklärt, was man in der Krise darf und was nicht. Wir sind damit bis jetzt gut über die Runden gekommen.

Die Covid-Maßnahmen verbieten fast alles, was die Feuerwehren ausmacht: Gemeinschaft, Übungen, Zusammenkünfte, Nachwuchsarbeit. Wie geht man damit um?

Grundsätzlich ist es so, dass wir Hoheitsaufgaben erfüllen und damit von sämtlichen dieser Verordnungen ausgenommen sind. Wir haben trotzdem danach getrachtet, alle notwendigen Maßnahmen mitzutragen. Bis zum Ende des harten Lockdowns haben wir uns nur noch auf das Einsatzgeschehen konzentriert, was uns natürlich ein Manko bei der Ausbildung, bei den Übungen beschert hat. Seit dem 8. Februar sind allerdings bis maximal 10 Personen wieder im Übungs- und Ausbildungsbetrieb.

KURIER Talk mit Dietmar Fahrafellner

Wie sieht es bei diesen Rahmenbedingungen mit der Motivation der Feuerwehrleute aus?

Die gemeinsamen Veranstaltungen, die gemeinsamen Erfolge, das fehlt uns. Es kommt deswegen auch ein wenig zu einer Entfremdung, weil die Verbindung ein wenig verloren geht. Hier sind wir natürlich aufgerufen, alles daran zu setzen, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen.

Feste sind eine große Einnahmequelle für die Feuerwehren. Das fällt aus. Wie sehr trifft das die Wehren?

Eine Feuerwehr ist eine Einrichtung der Gemeinde. Wir sind verpflichtet, da mitzufinanzieren. Wir müssen jetzt Projekte strecken, Fahrzeuganschaffungen, bei denen wir mitzahlen, zurückstellen. Im Vorjahr haben wir noch Teile aus dem NPO-Fonds (Anm.: Non Profit Organisations) bekommen. Wie es im heurigen Jahr damit weitergeht, wissen wir noch nicht. Das letzte Quartal 2020 ist auch noch offen. Hier haben wir teilweise schon Existenzsorgen.

Neben den gewohnten Einsätzen sind die Feuerwehren auch in der Krise sehr gefragt, weil die Freiwilligen bei den Massentestungen in den Gemeinden eine entscheidende Hilfe waren.

Das war für uns selbstverständlich, als wir gebeten worden sind, hier zu unterstützen.

Vor wenigen Tagen hat es eine heftige Debatte gegeben, weil die Freiwilligen Feuerwehren aus dem Impfplan herausgenommen, weil sie nicht mehr als prioritär eingestuft worden sind.

Hier hat es schon längere Diskussionen gegeben. Für mich ist es überhaupt kein Thema, dass eine kritische Infrastruktur wie die Polizei oder die Rettungsdienste, die tagtäglich mit Patienten zu tun haben, eine höhere Priorisierung erhalten haben. Aber dass das Bundesheer noch vor der Feuerwehr gereiht wird, obwohl die Feuerwehr tagtäglich im Einsatz steht, sehe ich nicht ganz ein. Es hat dann Aussagen gegeben, dass wir zu viele Personen sind. Wie auch immer. Fakt ist, dass wir unsere Prioritäten intern festlegen. Da geht es vor allem um das Schlüsselpersonal. Jetzt warten wir, dass wir in Phase zwei dabei sind, falls die Impfstoffe verfügbar sind.

Feuerwehr-Landeskommandant: "Teilweise haben wir Existenzsorgen"

Ist das nun eine rein niederösterreichische Angelegenheit geworden?

Das ist in ganz Österreich so. Das ist eben jetzt eine Ländersache und ist aus den Kontingenten der Bundesländer zu bedienen. Wir rechnen schon damit, dass wir da als Blaulichtorganisation gesehen werden. Weil wenn das nicht der Fall ist, dann können wir gleich das Blaulicht herunternehmen. Es geht darum, dass die Freiwilligen für die Einsätze den höchsten Schutz erhalten.

Es müssen ja auch diese Einsätze ganz normal weiter durchgeführt werden?

Ganz richtig und wir haben jetzt mehrmals Einsätze gehabt, wo es um Personen ging, die mit dem Covid-19-Virus infiziert waren.

Wie viele Feuerwehrmitglieder hat es in Niederösterreich bislang gegeben, die positiv auf Corona getestet worden sind?

Wir haben im September bereits mit großflächigen Tests begonnen. Wir haben ungefähr 3.500 Tests bis jetzt durchgeführt und zirka 50 bis 55 positiv getestete Personen haben wir zu PCR-Testungen weitergeschickt.

Im März steht Ihre Wiederwahl an. Sie sind schon viele Jahre Landesfeuerwehrkommandant. Sind Sie immer noch motiviert?

Voll motiviert. Es macht ja einen riesigen Spaß, auch wenn die Zeiten hart sind. Die Feuerwehr ist ein Virus, ein positives Virus, das man einmal hat und nicht mehr loswird. Es macht auch deswegen sehr viel Spaß, weil wir sehr viele gute Bezirkskommandanten, sehr viele gute Leiter in den Hauptausschüssen haben. Hier können wir uns österreichweit wirklich sehen lassen.

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