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Es ist ein warmer Frühlingsabend, Bismillah Barak sitzt auf einer Bank, vor ihm liegen Fotos. Die Aufnahmen zeigen ein zerbombtes Auto, ein Grab, Erinnerungen an ein Leben in Afghanistan, das ihn viel Leid erfahren ließ. „Mein Vater wurde von den Taliban verschleppt und ermordet. Mein Bruder, der Polizist war, starb bei einem Anschlag“, erzählt Barak.
Ausbildung zum Pflege-Assistenten
Vor fünf Jahren flüchtete er aus der Provinz Helmand. Über abenteuerliche Wege, die ihn in die Türkei und nach Griechenland führten, gelangte er nach Österreich. Heute nennt der 29-Jährige St. Pölten seine Heimat, er kickt als Rechtsverteidiger beim SC Harland, absolviert in der Landeshauptstadt eine Ausbildung zum Pflege-Assistenten. „Ein Jahr noch, dann habe ich die Schule abgeschlossen“, erzählt Barak, der bereits in Afghanistan m Gesundheitsbereich tätig war.
Geht es nach den Behörden, dann wird er sein Berufsziel in Österreich aber niemals verwirklichen können. Vor Kurzem erhielt der begeisterte Fußballer einen negativen Asylbescheid.
„Wir wehren uns mit allen rechtlichen Möglichkeiten dagegen, aber theoretisch kann er jetzt jederzeit abgeschoben werden“, sagt Cecilia Kraus, die als seine Vertrauensperson agiert. Die Pensionistin steht in Kontakt mit Anwälten, sie will auch die Politik über die Entscheidung in dem Fall informieren, der bei den Mitschülern und im Fußballklub auf so viel Unverständnis stößt.
Pflegenotstand
„Es macht einen fassungslos“, sagt Anton Heinzl und schüttelt den Kopf. Heinzl ist Obmann des SC Harland, er kennt die Geschichte Baraks, er steht an der Seitenlinie, wenn der Afghane die Gegner vor dem Tor stoppen möchte.
Was Heinzl so wütend macht ist der Umstand, dass im Land ein Pflegenotstand herrscht. Viele Institutionen würden händeringend Mitarbeiter suchen, „dann wird einem Menschen die Zukunft verbaut, nur weil er aus einem anderen Land zu uns gekommen ist“. Heinzl hat bereits Kontakt mit der Volkshilfe aufgenommen. „Mir wurde gesagt, dass Bismillah nach seiner Ausbildung sofort bei ihnen arbeiten könnte.“
Beschwerde
Wie es mit dem 29-Jährigen, der sehr gut Deutsch spricht weitergeht, ist unklar. Man werde Beschwerde gegen den negativen Bescheid einlegen, betont Kraus. Große Chancen rechne man sich aber nicht aus.
„Wir wollen, dass er bleibt“, sagt Heinzl. Barak macht sich unterdessen wieder auf den Weg. Bald kann er wieder trainieren und Matches spielen und vielleicht auch Menschen helfen – wenn es die Behörde zulässt.
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