Der Grund: Sein Hund war plötzlich von einem Biber attackiert worden. Dabei biss der Nager so heftig zu, dass das „Opfer“ von einem Tierarzt versorgt werden musste. Auch ein weiterer Vorfall im Bereich des Mühlbachs wurde bekannt, hier konnte der Besitzer seinen vierbeinigen Freund aber in letzter Sekunde noch von dem Biber wegziehen.
Überraschend kommen diese Begegnungen, die auch blutig enden können, freilich nicht. Bereits Anfang Juli hatte die Stadt St. Pölten per Aussendung gewarnt, dass Biber ihre Lebensräume verteidigen.
„Vor allem Muttertiere sowie verletzte Tiere können natürlicherweise mit einem aggressiverem Abwehrverhalten gegenüber potenziellen Feinden reagieren. Um solche Missverständnisse zu vermeiden, ist es besonders wichtig, die Leinenpflicht für Hunde zu beachten bzw. nur in einsehbaren Bereichen freizulassen“, hieß es aus dem Rathaus.
Es wurden sogar Hinweisschilder entlang des Mühlbachs aufgestellt, die von Vandalen allerdings nach kurzer Zeit einfach ins Wasser geschmissen wurden.
Bestand steigt schnell
Dazu kommt, dass sich der Biber-Bestand in Niederösterreich rasant nach oben entwickelt. Wurden im Jahr 2014 noch etwa 3.900 Tiere gezählt, so waren es im Vorjahr bereits 8.900 Individuen, heißt es dazu aus dem Büro von Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ), die im größten Bundesland für den Tierschutz zuständig ist.
Bejagung
Ähnlich wie beim Wolf gibt es deshalb auch immer wieder Diskussionen um die Bejagung des Bibers. „Das Tier ist nach EU-Recht aber geschützt“, betont Christian Pichler, der beim World Wide Fund for Nature Österreich (WWF) unter anderem für Artenschutz-Themen zuständig ist.
Wie in anderen Bundesländern auch, gibt es aber in Niederösterreich Ausnahmeregeln. So kann etwa bei „Gefahr im Verzug“ ein Ansuchen für einen Eingriff in den Biberbestand beim Land gestellt werden. Dieser Fall kann zum Beispiel dann eintreten, wenn Bäume durch Biberfraß im Bereich von öffentlichen Einrichtungen umstürzen zu drohen. „Allerdings muss zuvor immer wieder abgewogen werden, ob nicht auch gelindere Mittel reichen, um das Problem zu lösen“, betont Pichler.
Die Ausnahme der Regel ist in Niederösterreich jedenfalls immer wieder zur Anwendung gekommen, laut WWF wurden im Vorjahr offiziell 60 Biber getötet.
Trotz so mancher Konflikte, bezeichnet der Artenschutz-Experte die Rückkehr des Bibers in Österreich als Erfolgsgeschichte. „Wenn man bedenkt, dass weltweit etwa eine Million Arten in den meisten Tier- und Pflanzengruppen vom Aussterben bedroht sind, dann kann man die Wiederansiedlung der Biber als Erfolg bezeichnen“, so Pichler.
Tatsächlich spielen die Nagetiere eine wichtige Rolle in Ökosystemen: Sie stauen das Wasser auf und schaffen so neuen Lebensraum für Amphibien und Insekten. Durch das Fällen von Bäumen lichten Biber die Ufer auf und verjüngen die Bestände.
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