Saddams Neffe kam mit Badner Bahn

Saddams Neffe kam mit Badner Bahn
Ein Verwandter des irakischen Diktators suchte Zuflucht in Traiskirchen. Die Polizei bezweifelt seine Angaben über die Flucht.


Plötzlich stand ein Neffe des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein vor Polizeibeamten in Traiskirchen, und verlangte politisches Asyl. Die Behörden müssen nun klären: Ist der Mann gefährlich oder ist er selbst in Gefahr? Und ist Österreich überhaupt zuständig für ihn?

Der 42-Jährige, der sich als Bashar al Nasri ausgab, ist unter dem Namen Bashar Sab’awi Ibrahim auf den internationalen Embargo­listen von UNO und EU zu finden. Mit ihm darf man keine Geschäfte machen.

Zum engeren Kreis des Hussein-Clans gehörte zumindest sein Vater Sabawi Ibrahim Hasan Al-Tikriti. Er war Halbbruder des Diktators, Geheimdienstchef und enger Berater. Er stand ganz oben auf der US-Fahndungsliste und war damit unter jenen Irakern, deren Fahndungsbild die US-Armee auf Spielkarten ver­teilte. Er wurde 2009 zum Tod verurteilt.

Gegen den Sohn Bashar tauchten zwar im Jahr 2006 nebulose Vorwürfe wegen einer angeblichen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung auf, internationalen Haftbefehl gibt es aber bis heute keinen. Ein Jahr später wurde Bashar im Libanon verhaftet, aber später wieder freigelassen. Für ihn hatte sich auch Amnesty International eingesetzt. Drei Jahre später wurde ihm vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR sogar eine Bescheinigung ausgestellt, dass er verfolgt sei, und dass ihm der Flüchtlingsstatus zustehe. Dann verlor sich seine Spur, vermutlich hielt er sich in Syrien auf. Bis Donnerstag, als er mit zwei weiteren Irakern von einer Zivilstreife auf dem Bahnhof der Badner Bahn in Trais­kirchen angehalten wurde.


 

Aufklärungsbedarf

Saddams Neffe kam mit Badner Bahn

Bashar gestand freimütig, dass er Husseins Neffe sei und ersuchte um Asyl. Seinen Angaben zufolge begann die Flucht im Jemen. In Istanbul hätten ihn Schlepper mit einem falschen Pass ins Flugzeug gesetzt, und ihm den Pass in Wien wieder abgenommen. Da erscheint den Behörden einiges aufklärungsbedürftig. Wenn es wirklich so war, dann wäre Österreich für das Asylverfahren zuständig. Ist er aber in Wahrheit auf dem Landweg gekommen, wäre jenes Nachbarland zu­ständig, durch das er ein­gereist ist. Nachdem der Mann allein schon aufgrund seiner Verwandtschaft vermutlich Feinde hat, wurde er, bis das geklärt ist, sicherheitshalber an einem geheimen Ort untergebracht.

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