Heftige Reaktionen
"Ein unintuitives, schlecht bedienbares Online-System führt hier zur maximalen Bestrafung von Kindern, obwohl alle eingesetzten Spieler regulär spielberechtigt waren. Bürokratie, mangelndes pädagogisches Gespür und kein Verständnis für den Sport“, findet der Trainer der Spielgemeinschaft Grimmenstein-Bucklige Welt im Bezirk Neunkirchen, Karl Morgenbesser, harte Worte.
Was war passiert?
Am 27. März standen sich die U14 von Grimmenstein und die Spielgemeinschaft SPG Ternitz auf dem Spielfeld gegenüber. Die jungen Kicker beider Teams brannten darauf, ihrer Mannschaft zum Sieg zu verhelfen – durch fußballerisches Können. Wie die Grimmensteiner erklären, musste ein Spieler der Mannschaft aufgrund eines Hustenanfalls unmittelbar vor dem Spiel in der Startelf ersetzt werden. Die Änderung wurde am Spielfeldrand über das kleine Display am Smartphone im offiziellen Fußball-Online-System vorgenommen.
Haken falsch gesetzt
Dabei wurde der Haken irrtümlich im falschen Feld gesetzt, und der wohlgemerkt spielberechtigte Fußballer, fälschlich als "nicht teilnehmend“ markiert, statt im Feld "Ersatzspieler“. In diesem Fall entschieden Millimeter am Display des Smartphones über den Ausgang eines Jugendmatches.
"Ein technischer Eingabefehler, der ohne sportlichen Vorteil geschah und sofort nach Spielende offengelegt wurde. Der betroffene Spieler wurde vom Schiedsrichter einer Ausweiskontrolle unterzogen, und die Richtigkeit der Spielberechtigung wurde bestätigt“, erklärt Morgenbesser. Das Spiel endete übrigens mit 2:1 für die Grimmensteiner.
Geldstrafe, Trainer gesperrt
Was danach folgte, war eine Entscheidung am grünen Tisch. Und diese sorgt für Bestürzung in Kreisen der Jugendfußball-Funktionäre. Denn der Strafausschuss verhängte nicht nur eine Geldstrafe gegen den Verein in Höhe von 100 Euro sowie eine bedingte Sperre gegen den Trainer.
Es wurde außerdem das Match auf das Ergebnis von 3:0 für die SPG Ternitz strafverifiziert. Wie es in der Begründung des Strafausschusses heißt, "sind nur jene Spieler, die vor Beginn eines Spiels in den Online-Spielbericht eingetragen wurden, meisterschaftsspielberechtigt“. Ermessensspielraum gebe es dabei keinen, so der NÖ Fußballverband. Die ÖFB-Rechtspflegeordnung spricht hier von einem "unberechtigten Einsatz", so der Verband.
"Aggressive Zustände in den Stadien"
Aus Sicht des Grimmensteiner Vereins entbehre die "maximale sportliche Strafe einer Strafverifizierung jeder Verhältnismäßigkeit“.
"Wenn kleine nachvollziehbare Formalfehler härter geahndet werden als Unsportlichkeiten und teilweise aggressive Zustände in den Stadien, dass es jedem normalen Menschen die Haare aufstellt, dann läuft etwas grundlegend falsch“, sagt Morgenbesser.
Was den Funktionären des Vereins in der Buckligen Welt die Zornesröte ins Gesicht treibt: Im selben Verband sei im Herbst 2024 ein Spiel, in dem der Schiedsrichter und die Mannschaft bedroht und beleidigt wurden, nicht strafverifiziert worden. "Grimmenstein wurde in jenem Fall sogar von mehreren Offiziellen als positives Beispiel für Deeskalation und Fairness genannt“, heißt es beim Verein.
Für die Entscheidung des Verbandes gibt es eine rote Karte: „Der Fokus des NÖ Fußballverbandes scheint nicht auf der Motivation und Entwicklung junger Spielerinnen und Spieler zu liegen, sondern auf einem formalistischen Regelwerk ohne Gespür für die Realität des Nachwuchssports“, heißt es in einer Stellungnahme.
Protest abgelehnt
Wie am Mittwoch bekannt geworden ist, ging auch der Einspruch von Grimmenstein an das Protestkomitee des NÖFV ins Leere. Mündlich sei man bereits darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass der Protest abgewiesen wurde, schriftlich wird dieser Entscheid demnächst ausgefolgt.
Wie man beim Strafausschuss des NÖ Fußballverbandes eingesteht, ist der gegenständliche Fall nicht der Erste, bei dem ein Anmeldefehler im Fußball-Online-System zu einer Strafe geführt hat. Besonders bei der Eintragung mittels Smartphone komme es hin und wieder zu irrtümlichen Fehlern.
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