In den vergangenen Monaten konnte das Rote Kreuz bereits einige Erkenntnisse aus der Testphase gewinnen. Während zu Beginn noch auf eine Datenbrille gesetzt wurde, durch die der Arzt über eine Kamera alles in Echtzeit mitverfolgen konnte, gehört dieses System bereits wieder der Vergangenheit an. „Handys und Tablets sind mittlerweile technisch so ausgereift, dass eine Datenbrille nicht notwendig ist“, berichtet RK-Sprecherin Sonja Kellner.
Konfrontiert wird die Rettungsorganisation freilich nicht nur mit technischen Fragen. Im Fokus steht auch der Datenschutz und die Datensicherheit. Hier läuft eine Zusammenarbeit mit internen und externen Juristen, Ethik-Experten befinden sich ebenfalls in dem Projektteam. Der Notfallpatient oder dessen Angehörige werden jedenfalls vor der Zuschaltung des Telenotarztes über dessen Beteiligung aufgeklärt und um Einwilligung gebeten. Der Kontakt zum Telenotarzt wird nach erfolgter Zustimmung aktiv von der Besatzung des sich vor Ort befindenden Rettungswagens hergestellt.
In Deutschland, wo dieses System bereits seit einiger Zeit erprobt wird, ist man unterdessen schon einige Schritte weiter. So zog man etwa in Niedersachsen nach 300 Einsätzen eine äußerst positive Bilanz.
Der Grund: In 90 Prozent der Fälle konnte der Arzt schneller dem Patienten helfen, auch die Behandlungsdauer war wesentlich kürzer als bei regulären Einsätzen vor Ort. Statt auf Verdacht ein komplettes Notarzteinsatzfahrzeug auf den Weg zu schicken, könne man jetzt in der Kombination von Rettungswagen und einem Telenotfallarzt per Videoschaltung „viel feiner abgestimmt reagieren“, sagte Telenotarzt Tobias Steffen zum NDR. Betont wird aber auch, dass das Telenotarzt-System kein Instrument sei, die Landarztversorgung zu ersetzen oder das Problem mangelnder Notärzte zu lösen.
Effizentere Einsätze
In Niederösterreich ist die Pilotphase zwar noch nicht abgeschlossen, aber auch hier verspricht man sich viel von dem Projekt. „Der Einsatz innovativer telemedizinischer Techniken stellt eine Verbesserung der präklinischen Notfallversorgung und einen effizienteren Einsatz von damit verbundenen Personal- und Sachressourcen in Aussicht“, ist sich RK-Präsident Josef Schmoll jedenfalls sicher.
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