"Reiten verboten" im Wienerwald

"Reiten verboten" im Wienerwald
Weil die Verhandlungen zwischen dem Verein „Reitregion Wienerwald“ und den Bundesforsten gescheitert sind, bewegen sich Hunderte Pferdefreunde auf den Waldwegen in Niederösterreich plötzlich auf gesetzlosem Terrain.

Hoch zu Ross auf versteckten Wegen die Natur des Wienerwaldes genießen – das Freizeitvergnügen von Hunderten Pferdefreunden ist plötzlich bedroht. Es ist von einem Tag auf den anderen schlicht illegal geworden. Weil Verhandlungen über die weitere Nutzung von Waldwegen zwischen dem Verein "Reitregion Wienerwald" und den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) geplatzt sind.

"Es tut uns sehr leid, aber den uns vorgelegten Vertrag konnten wir einfach nicht unterschreiben", sagt Bernd Hofbauer von der "Reitregion Wienerwald". Zwölf Jahren lang war der Verein Vertragspartner der ÖBf und hat damit rund 800 Reitern die Nutzung auf Wegen in den Bundesforsten zwischen der Wiener Stadtgrenze und dem Bezirk Baden ermöglicht. Nicht umsonst, wohlgemerkt: "In den vergangenen zwölf Jahren haben wir rund eine Million Euro einkassiert und an die ÖBf überwiesen", sagt Hofbauer.

Knackpunkt bei den nun gescheiterten Verhandlungen war die Haftungsfrage: "Wir sollten die Reitwege instand- und verkehrssicher halten. Außerdem hätten wir die Wege auf Gefahr durch morsche Bäume kontrollieren sollen. Und Verstöße von Reitern gegen die Benutzungsbedingungen sollten auch uns zugerechnet werden. Das kann ich als Privatperson einfach nicht unterschreiben, deshalb mussten wir die Verhandlungen abbrechen", sagt Hofbauer, der in Breitenfurt (Bezirk Mödling) einen Reitstall betreibt. Ein Streitpunkt sei auch das Geld gewesen, denn trotz rückläufiger Reiterzahlen hätten sich die Preise für die Reiterlaubnis laufend erhöht.

Wie es gehen kann, zeige das Stift Heiligenkreuz auf seinen Waldwegen. "Das Stift hat die Vergabe der Reitberechtigungen in Eigenregie übernommen und kümmert sich auch selbst um die Wege. Alle sind zufrieden", sagt Hofbauer.

Es gibt Bemühungen, die gesetzeslose Zeit zu beenden: "Unser Präsident führt nächste Woche Gespräche mit den Bundesforsten. Schließlich ist das eine Existenzbedrohung für die Reitstallbesitzer im Wienerwald", sagt Bettina Breunlich vom NÖ Pferdesportverband. Regionalmanager Andreas Hacker vom Stadt-Umland-Management bekrittelt, dass es "keine einheitlichen Strukturen gibt. Versuche, eine gemeinsame Organisation oder ein Wegenetz zu schaffen, sind leider gescheitert."

Auf der anderen Seite des verlassenen Verhandlungstisches kann man die Aufregung nicht nachvollziehen: "Wir sind nach zähen Verhandlungen der Reitregion Wienerwald in mehreren Punkten entgegen gekommen", sagt Bundesforste-Sprecherin Pia Buchner. Seitens der ÖBf habe man den bislang letzten Vertragsentwurf "mit gutem Gefühl" vorgelegt; umso mehr sei man vom plötzlichen Ende der Verhandlungen überrascht.

Die Bundesforste suchen nun nach anderen möglichen Vertragspartnern, um doch noch eine Rahmenvereinbarung für Reiten im Wienerwald zustande zu bringen. "Bis es soweit ist, haben wir einen vertragslosen Zustand", bestätigt Buchner. Streng nach den Buchstaben des Gesetzes braucht jeder Reiter eine Genehmigung des Grundeigentümers, widrigenfalls drohen Besitzstörungsklagen.

Auf diese Klagen wollen die ÖBf freilich vorerst verzichten: "Bis es eine neue Regelung gibt, werden wir davon absehen, Reiter zu ahnden", sagt die Bundesforste-Sprecherin. Im Gegenteil: Trotz fehlender Vereinbarung übernehmen die ÖBf im Rahmen der Wegeerhalter-Haftung sogar die Verantwortung bei Unfällen. Buchner: "Diese Haftung ist allerdings auf grobe Fahrlässigkeit eingeschränkt".

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