Reduktion der Notarzt-Standorte in NÖ bleibt umstritten

R.K.Tulln1.jpg
ORF NÖ und KURIER laden zur Diskussion über die seit Monaten heftig diskutierte Notarzt-Reform nach Ybbs.

Nur noch 21 statt wie bisher 32 Notarzt-Stützpunkte gibt es derzeit in Niederösterreich. Die von der Landesregierung im August verkündeten Schließungen sind in vielen Bezirken sofort auf Widerstand gestoßen. 

Laut "Gesundheitsplan 2040+" des Landes kommt es nicht nur zur Verlegung von Abteilungen sowie Zusammenlegungen bei mehreren Spitälern. Auch die notärztliche Versorgung in Niederösterreich wird auf neue Beine gestellt. Dabei werden elf Standorte von Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) gestrichen.

Betroffen sind Aspang (Bezirk Neunkirchen), Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf), Groß Gerungs (Bezirk Zwettl), Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha), Klosterneuburg (Bezirk Tulln), Pöggstall (Bezirk Melk), Purkersdorf (Bezirk St. Pölten), Raabs (Bezirk Waidhofen an der Thaya), Retz (Bezirk Hollabrunn), Waidhofen an der Ybbs und Ybbs (Bezirk Melk). 

70 Millionen Euro vom Land

An diesen Standorten soll die Erstversorgung künftig durch hochqualifizierte Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter sichergestellt werden, heißt es seitens der zuständigen Landesrätin Eva Prischl (SPÖ). Wegen deutlicher Kostensteigerungen beim regionalen Rettungs- und Krankentransportsystem hätten Finanzierungsgespräche mit den Gemeinden und Rettungsorganisationen geführt werden müssen. Das Ergebnis: Um das Rettungssystem überhaupt für neue Strukturen fit zu machen, muss das Land NÖ tief in die Tasche greifen und offene Rechnungen in der Höhe von 70 Millionen Euro begleichen. Und zwar für die erbrachten Leistungen aus den Jahren 2022 bis 2025

Zusätzlich habe man ein Gemeindeunterstützungspaket vereinbart mit der Zusicherung von Optimierungen, so Prischl. 

Eine deutlich wichtigere Rolle als bisher sollen Sanitäter in der künftigen Versorgung spielen. Denn die Zahl der sogenannten "RTW-C-Stützpunkte" wird auf 86 erhöht. Bei einem RTW-C handelt es sich um einen Rettungswagen, der mit einem speziell ausgebildeten Notfallsanitäter besetzt ist. Dessen Position wird aufgewertet, denn während solche Notfallsanitäter früher de facto kaum etwas selbst entscheiden durften, hat sich deren Ausbildung mittlerweile gravierend geändert. Sie können ohne Notarzt unter anderem eigenständig Infusionen anlegen oder Schmerzmedikamente verabreichen.

Widerstand in den Regionen

Trotz allem ist der Widerstand gegen die Reform im Gesundheitsbereich in vielen Regionen massiv. Vor allem in ländlichen Bereichen befürchten Bürgermeister eine schlechtere Versorgung, wenn künftig Notärztinnen und Notärzte nicht mehr in unmittelbarer Umgebung stationiert sind. Die Sorge ist daher groß, dass die Reform zulasten der Gesundheit der Bevölkerung gehen könnte.

Im Ybbstal und im Wienerwald haben Bürgermeister bereits zu Runden Tischen geladen, um die Auswirkungen im Detail zu besprechen. In Waidhofen/Ybbs etwa macht die Ärzte-Gruppe "Komitee Herzalarm“ für den Verbleib des Notarztstützpunktes mobil. Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) und Ärzte-Sprecher Alfred Lichtenschopf haben angekündigt, ohne ausreichenden Ersatz durch Notfallsanitäter mit Kompetenz Venenzugang die Schließung des NEF-Stützpunktes in Waidhofen im April 2027 nicht zu akzeptieren.

Im Wienerwald kritisieren Bürgermeister, das angekündigte Konzept eines „RTW-C Notarztfahrzeug“ in Purkersdorf werfe derzeit zahlreiche Fragen zu „unausgereiften Modellen, die niemals Leben gefährden dürfen“ auf.

Der ORF Niederösterreich lädt nun in Zusammenarbeit mit dem KURIER am 25. September zur Diskussion über die geplanten Änderungen in die Donau Lodge in Ybbs. Mit der Veranstaltung „Ein Ort am Wort“ will man eine Plattform für die Gesellschaft bieten, um Meinungen auszutauschen und darüber zu diskutieren, inwieweit eine Reduktion der Notarztstützpunkte verkraftbar ist. 

Gesundheitsexperten am Wort

Unter dem Titel „Umbau im Rettungswesen – wer kommt im Notfall?“ spricht „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz unter anderem mit Christian Fohringer, Geschäftsführer von Notruf NÖ, dem ehemaligen Notarzt Albert Reiter, Gesundheitswissenschafter Christoph Redelsteiner sowie mit Arzt Tarik Farahat, Bezirksstellenleiter des Roten Kreuz Ybbs.

Beginn der Veranstaltung ist um 19.30 Uhr, eine Platzreservierung in der Donau Lodge (Wiener Straße 10, 3370 Ybbs) ist grundsätzlich nicht notwendig, wird aber empfohlen unter der Telefonnummer 07412 54 334. Die Diskussion wird eine Stunde dauern.

Kommentare