Machtwort gesprochen: Künftig nur mehr 21 Notarztstützpunkte in NÖ

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Neues Rettungssystem stärkt Notfallsanitäter und reduziert NEF-Standorte von 32 auf 21, weil Ärzte fehlen.

Zur mit Spannung erwarteten Präsentation der neuen notfallmedizinischen Organisation Niederösterreichs traten Mittwochfrüh die zuständigen Mitglieder der NÖ Landesregierung mit den Repräsentanten der  wesentlichen Institutionen im St. Pöltner Landhaus auf.  Wie erwartet und in etlichen Regionen befürchtet, gab es zu bereits im NÖ Gesundheitsplan 2040+ angekündigten Reduktion der künftigen Notarztstützpunkte von 32 auf 21 keine Änderungen. 

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Gesundheitslandesrätin Eva Prischl (SPÖ) inmitten der Regierungmitglieder, Rettungs- und Gemeindevertreterpräsidenten. 

Um allerdings das Rettungssystem überhaupt für neue Strukturen fit zu machen,  muss das Land NÖ tief in die Tasche greifen und offene Rechnungen in der Höhe von 70 Millionen Euro begleichen.

Die Sicherstellung des Rettungs- und Notfallsytems in NÖ sei in den vergangenen Wochen sehr  intensiv verhandelt worden, versicherte Gesundheitslandesrätin Eva Prischl (SPÖ).  Im Fokus standen die Finanzierung des regionalen Rettungs- und Krankentransportsystems und die Neuausrichtung des Rettungs- und Notfallsystems. Wegen erheblicher Mehraufwände in diesen Bereichen hätten Finanzierungsgespräche  mit den Gemeinden und Rettungsorganisationen geführt werden müssen. Als Folge erhalten die Rettungsorganisationen für die erbrachten Leistungen aus den Jahren 2022 bis 2025 zusätzlich 70 Millionen Euro vom Land NÖ. Zusätzlich habe man ein Gemeindeunterstützungspaket  vereinbart mit der Zusicherung von Optimierungen, so  Prischl. 

Im Bereich  der Neuordnung der Notafallmedizin  berichtete Prischl vor der Nennung der künftigen Standorte für Notarzteinsatzfahrzeuge  (NEF), dass die präklinische Notfallversorgung im Gesundheitspakt vom Landtag bereits beschlossen worden sei. Prischl berichtete auch, dass von 300.000 Rettungsfahrten pro Jahr rund 7.000  eine Notarztbeteiligung nötig seien.  Während  der Altersschnitt in der Bevölkerung steige und damit Notfalleinsätze ebenfalls mehr werden, verringere sich allerdings die Zahl der Notärzte. 60 Mediziner hätten in früheren Jahren eine Notarztausbildung gemacht, im Vorjahr warten ein in NÖ lediglich 9.  31 Prozent der Notärzte stehen derzeit vor dem Ruhestand. „Deshalb müssen die medizinischen Ressourcen effizient eingesetzt werden“, erklärte Prischl.

Als Säulen der künftigen Notfallmedizin nannte sie die Stärkung der wohnortnah lebende First Responder, Acute Community Nurses, deren Standorte um vier verdoppelt werde sowie den Ausbau auf insgesamt 86 Rettungswagenstützpunkte (RTW-C) mit hoch qualifizierten Notfallsanitätern mit Zusatzausbildung Venenzugang und die Ausweitung der Flugrettung an den Hubschrauberstützpunkten im Land durch 24/7 Betrieb, Nacht- und Schlechtwettertauglichkeit und auch die Unterstützung der Rettungsleute durch Telenotfallmediziner.

Prischl legte weiters die nun offizielle Liste der künftigen NEF-Stützpunkte vor: „Notarzteinsatzfahrzeuge werden dann in Amstetten, Baden, Gänserndorf, Gmünd, Hollabrunn, Horn, Korneuburg, Krems, Lilienfeld, Melk, Mistelbach, Mödling, Neulengbach, Neunkirchen, Schwechat, Sankt Pölten, Scheibbs, Tulln, Waidhofen/Thaya, Wiener Neustadt und Zwettl stationiert sein. Die restlichen Standorte werden umstrukturiert und zukunftsfit ausgerichtet.“

Ein Stützpunkt pro Bezirk

Als Entscheidungsgrundlage nannte Notruf-NÖ-Geschäftsführer Christian Fohringer später, dass jeder Bezirk einen NEF-Standort  mit Anbindung an ein Landesklinikum haben soll.
Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko und Gemeindebundpräsident Johannes Pressl gaben zudem weitere Details über die künftige Finanzierung des Rettungstransportsystems bekannt. Von den nun vom Land übernommenen 70 Millionen Euro hätten die Gemeinden 50 und das Land 20 Millionen zahlen müssen, so der Finanzlandesrat. Wegen der angespannten Finanzlage übernehme das Land die gesamte Summe.

Neuer Schlüssel

Für die Zukunft wurde der Finanzschlüssel zwischen Land NÖ und Gemeinden auf 60 zu 40 Prozent verändert, um die Kommunen weiter zu entlasten. Es sei eine grundsätzliche Kopfquote samt Deckelung von 19,50 Euro bis 2030 für die Gemeinden vereinbart worden, so Pressl.

Grundsätzliche Zustimmung zur neuen Rettungslandschaft  samt unbedingtem Reformbedarf bekundeten auch die Präsidenten des Roten Kreuzes und des Arbeitersamariterbundes, Hans Ebner und Hannes Sauer sowie  NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin Antauer (FPÖ) und der Präsident des Gemeindevertreterverbandes Andreas Kollross (SPÖ). 

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