"Recht auf Grundversorgung beim Öffi-Verkehr"

"Recht auf Grundversorgung beim Öffi-Verkehr"
Geht es nach der Wirtschaftlichkeit, müssen Randgebiete auf Infrastruktur verzichten.

Statt Ausbau des Linienverkehrs bis in die letzten Dörfer fordert Trendforscher Andreas Reiter, öffentliche Transportmittel in Abwanderungsgebieten auf wenige Hauptrouten zu beschränken. Anders, sagt der Ziviltechniker des in Wien ansässigen "Zukunftsbüro", sei die Infrastruktur nicht auf Dauer finanzierbar. Reiters Appell zur Wirtschaftlichkeit kommt in den betroffenen Regionen nicht gut an. Sie fordern Solidarität ein.

"Recht auf Grundversorgung beim Öffi-Verkehr"
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Trendforscher Reiter meint, in Regionen, die von Abwanderung bedroht sind, müsse man mehr auf Individualverkehr setzen. Hier könne man Kommunen die Suche nach kreativen Lösungen nicht ersparen.

Für Demografen sei es "blanke Gewissheit", dass strukturschwache Regionen zu "Wüstengebieten" werden: "Der Trend, vom Land in Ballungsräume zu ziehen, hält an", betont Reiter.

Schwierig

Die Auswirkungen muss der Bürgermeister von Bärnkopf, Bezirk Zwettl – so wie viele Amtskollegen – erleben. "Wir tun, was wir können, aber es ist extrem schwierig", seufzt Arnold Bauernfried. Er sieht in einer Einschränkung des öffentlichen Verkehrs einen neuen Beitrag zur Ausdünnung des ländlichen Raumes. Er gibt zu bedenken, dass der Individualverkehr wegen der Altersstruktur der Region bald an seine Grenzen stoßen werde. "Außerdem sollte eine gewisse Solidarität herrschen. Es gibt ein Recht auf eine Grundversorgung", spricht Bauernfried vielen Amtskollegen aus der Seele.

"Gerade zu Spitzenzeiten brauchen wir die Buslinien", sagt auch Karl Weber, Bürgermeister von Hadres im Weinviertel.

Landespolitik

Verkehrslandesrat Karl Wilfing lässt sich von den Prognosen nicht schrecken: "Öffentliche Verkehrsmittel müssen – egal wo – immer von der öffentlichen Hand gestützt werden. Doch braucht es überall das richtige Angebot. Wir haben mit der Wald- und der Mostviertel-Linie ein Grundangebot geschaffen, das die Fläche bedient und als Zubringer zu Hauptachsen dient, wie zur Franz-Josefs-Bahn. Zugleich braucht es auch Mobilitätslösungen für kleinräumige Strukturen. Dabei verfolgen wir einen innovativen Ansatz mit der Förderung von Gemeindebussen. Sie stellen sicher, dass auch Menschen ohne Auto Arzt- oder Behördenbesuche,erledigen können. Pilotgemeinden waren Ernstbrunn und Stetteldorf. Es haben sich bereits auch interessierte Gemeinden bei uns gemeldet."

ÖBB-Holdingsprecher Michael Braun sagt: "In rund 870 Gemeinden ist der Postbus das einzige öffentliche Verkehrsmittel. In dünn besiedelten Gebieten nimmt die Bedeutung bedarfsorientierter Angebote zu."

Kritik

Josef Baum vom Verkehrsforum Waldviertel findet es merkwürdig, dass die angesprochene Franz-Josefs Bahn immer wieder benachteiligt werde, während man andere Linien – wie im benachbarten Mühlviertel – ausbaut.

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