Razzien gegen neue Maschen der Sozialbetrüger am Bau

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Dubiose Baufirmen gaukeln Arbeitnehmern Versicherungsschutz vor. Die Unternehmer überlegen sich immer neue Tricks, um die Sozialabgaben zu umgehen. Razzien der Krankenkassen sollen die Machenschaften stoppen.

Eine Baustelle in Hinterbrühl (Bezirk Mödling), 9.22 Uhr: Ein Fahndungsteam der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) ist überraschend aufgetaucht und verlangt die ecards der Bauarbeiter. Die Stimmung ist angespannt. Man ist auf der Suche nach Sozialbetrügern. Denn die Machenschaften mancher Firmen kosten den Staat viel Geld: Jährlich rund eine Milliarde Euro. Seit Juni sind Teams der NÖGKK im Kontroll-Einsatz. Eine erste Zwischenbilanz: 24 Schwarzarbeiter und neun Scheinfirmen.

Bei den Einsätzen kommen dubiose Tricks der Unternehmer ans Tageslicht. Ein neuer, besonders beliebter Schmäh: Die Arbeiter werden zwar an-, aber unmittelbar darauf wieder abgemeldet. Diesen Machenschaften ist Karl Lackner, Leiter der Fahndungs-Teams auf der Spur: „Immer wieder treffen wir auf Bauarbeiter, die gar nicht wissen, dass sie nicht versichert sind. Die Chefs zeigen ihnen den Zettel mit der Anmeldung, und melden sie zehn Minuten später wieder ab.“

Viele Arbeitnehmer leiden unter diesen Methoden. „Ein Arbeitswilliger ist mit seinem Moped-Auto extra vier Stunden auf eine Baustelle gefahren. Erst bei einer Kontrolle wurde festgestellt, dass er schwarz arbeitet“, erzählt Fahnder Mario Altmann. Private Häuslbauer werden nicht kontrolliert. Denn vor allem bei größeren Projekten ist die Struktur der beauftragten Unternehmen undurchsichtig. Firmen geben Aufträge an andere weiter. Das Problem ist laut Lackner besonders rund um Wien groß. „Im Westen gibt es das Phänomen der Scheinfirmen nicht in dieser Ausbreitung. Rund um die Bundeshauptstadt gibt es so viele große Bauprojekte, dass dubiose Unternehmer hier besonders gute Chance wittern.“

Standortwechsel als Trick

Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) führt die Razzien deshalb schon seit 2007 durch. Für Sozialbetrüger war das aber kein Grund, ihre Machenschaften zu stoppen, so Ernfried Jaklitsch (WGKK): „Als in Wien mit den Kontrollen begonnen wurde, verlegten die Unternehmen ihren angeblichen Firmensitz einfach nach Niederösterreich. So führten viele ihre illegalen Geschäfte einfach weiter. Leider sind wir immer einen Schritt hinter den Betrügern.“ Die Opfer dieser korrupten Unternehmer sind letztendlich die Bauarbeiter. „Erst gestern haben wir fünf Rumänen auf einer Baustelle erwischt, als sie gerade fliehen wollten.“ Die Männer kommen oftmals vom sogenannten Arbeiter-Strich.

Fahnder Johannes Leitner: „Im Endeffekt sollen die Razzien die Arbeitnehmer schützen. Wir wahren nur ihre Rechte.“

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