Racheakt wegen Nacktbildern: Demütigungen gefilmt

Racheakt wegen Nacktbildern: Demütigungen gefilmt
Ex-Freund der Lebensgefährtin musste Martyrium erleiden. 20-Jähriger muss vier Jahre hinter Gitter - nicht rechtskräftig.

Es war wohl eine Mischung aus abartigen Rachegelüsten und gekränktem Stolz, die im Juni dieses Jahres zum Martyrium eines jungen Serben in Wien führte. Der Mann hatte von seiner Ex-Freundin Nacktbilder und Videos angefertigt, was deren neuem Lebensgefährten, ebenfalls serbischer Staatsbürger (20) aus dem Bezirk Baden, gehörig gegen den Strich ging. Also rief er einen  Freund – ein 16-jähriger polnischer Staatsbürger, arbeitslos, aus dem Bezirk Mödling – zu Hilfe. Gemeinsam stattete man dem Wiener einen Besuch in dessen Wohnung ab.

"Hatte keine Waffe"

„Ich werde diese Frau heiraten und wollte die Bilder deshalb weghaben, weil ich es nicht ertragen konnte, dass er sie gegen meine Frau verwendet“, sagt der 20-Jährige  am Landesgericht Wiener Neustadt. Mit vorgehaltener Waffe habe er sein Opfer zunächst gezwungen, die Aufnahmen von dessen Handy zu löschen, wirft ihm die Staatsanwältin vor. Eine Waffe besessen zu haben, bestreitet der Angeklagte zwar, er gibt aber  zu: „Als ich die Videos gesehen habe, ist die Lage eskaliert.“

Die beiden zwangen das Opfer, sich nackt auszuziehen, auf die Knie zu gehen und wie ein Hund zu bellen, während man es filmte. Dann musste der Mann Spülwasser aus der Toilette trinken und wurde mit eiskaltem Wasser abgeduscht. Doch damit habe das Duo sich noch nicht zufriedengegeben, sagt der Wiener. Er schilderte vor Gericht weitere Grausamkeiten, die ihm die beiden Freunde angetan haben sollen. 

Weitere Drohungen

Erst als er sich weigerte,  weitere Demütigungen über sich ergehen zu lassen,  sollen die beiden die Wohnung verlassen haben – nicht ohne zu drohen, man werde auch den Bruder des Mannes besuchen, sollte er wegen des Vorfalls Anzeige bei der Polizei erstatten.

„Ich wollte ihn genauso demütigen, wie er es meiner Freundin angetan hatte“, rechtfertigt sich der beschuldigte Serbe. „Sie meinen, das wäre vergleichbar?“ fragt die Staatsanwältin fassungslos. Der 20-Jährige bleibt dabei: Er habe keine Waffe zu dem Treffen mitgebracht, das Opfer habe  sich alle Demütigungen gefallen lassen, weil es sich von den beiden Besuchern körperlich eingeschüchtert gefühlt habe. 

Weiteres Verfahren

Das nimmt ihm der Schöffensenat allerdings nicht ab – wohl auch deshalb, weil der Serbe alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist. Wegen Beteiligung an einer geplanten Home-Invasion, die in letzter Minute von der Polizei vereitelt werden konnte, wurde er bereits verurteilt. Man schenkte daher der Darstellung des Opfers eher Glauben und verurteilte den Serben zu vier Jahren Haft, seinen  Komplizen zu 27 Monaten, neun davon muss er absitzen. Beide Schuldsprüche sind nicht rechtskräftig.
Eine Fortsetzung der unschönen Geschichte gibt es übrigens noch: Der Wiener wird in wenigen Wochen selbst wegen Gewalttaten gegen seine Verflossene vor Gericht stehen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Nötigung und gefährliche Drohung vor. 

 

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