Niederösterreich

Rabiater nach Angriff auf Asylquartier verurteilt

Beschuldigter am Weg zur Verhandlung im Landesgericht St. Pölten
© KURIER/Wolfgang AtzenhoferBeschuldigter am Weg zur Verhandlung im Landesgericht St. Pölten
Nach Amokfahrt am Messeareal Wieselburg. 28-Jähriger zum wiederholten Male vor dem Kadi.
Von Wolfgang Atzenhofer
26.01.16, 10:38
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"Ich weiß, ich brauche eine Therapie." Zum zwölften Mal seit 2005 musste sich Montag ein 28-jähriger Mann wegen Gewalt unter Alkoholeinfluss vor einem Richter verantworten. Der zweifache Vater hatte im Rausch im vergangenen November ein Asyl-Transitquartier in Wieselburg attackiert. Jetzt muss er für längere Zeit hinter Gitter.

Mit 1,5 Promille im Blut war der Mostviertler früh am Morgen mit dem Pkw auf das gesperrte Messegelände gefahren. Baustellengitter stieß er nieder. Vor der Halle, in der an die 300 Flüchtlinge schliefen, schrie er laut seinen Unmut mit kräftigen Schimpfwörtern über die Regierung hinaus. Ein Rotkreuzhelfer, der sich ihm in den Weg stellte, bekam einen Schlag ins Gesicht ab und ging kurz k.o.

Verfolgung Drei Polizei-Streifen stellten den Tobenden nach wilder Verfolgung in seinem Wohnort im Bezirk Melk. Dabei mussten eine Beamtin und ihr Kollege am Schluss auch noch zur Seite springen um nicht vom Wagen des Beschuldigten niedergestoßen zu werden. Das bewog die Staatsanwaltschaft bei der Verhandlung den Strafantrag um die "versuchte schwere Körperverletzung" auszudehnen. Die Liste der Anklagepunkte war ohnehin schon lang. Vor der Aktion hatte der Rabiate noch versucht, einen Lkw-Fahrer zur Fahrt zum Asylquartier zu nötigen. "Wie können sie sich die Handlungsweise erklären. Ich will sie nicht quälen, ich will verstehen", fragte Richter Markus Pree mehrmals.

Rabiater nach Angriff auf Asylquartier verurteilt
© KURIER/Wolfgang Atzenhofer
Transitquartier Wieselburg Messegelände ,
Die Erklärungen fielen sehr dürftig aus. "Meine Lebensumstände haben sich verschlechtert. Ich habe wieder zu trinken begonnen", meinte der Gefragte. Schlüsselerlebnis dürfte der Verlust einer Mietwohnung sein. Aus der mussten er und seine Frau, die aber nicht die Mutter der beiden Kinder ist, ausziehen. Der Vermieter hatte erfahren, dass der Angeklagte schon früher einmal im Gefängnis war. Gründe für die unkontrollierte Amokfahrt blieb er schuldig. Die vielen Erinnerungslücken nervten den Richter, immerhin sei der Grad der Alkoholisierung nicht so hoch gewesen um gleich alles zu vergessen. "Es tut mir leid, ich werde dafür gerade stehen", zeigte sich der Beschuldigte, der sich schuldig bekannte, reumütig. Unbedingt wolle er eine Therapie starten um vom Alkohol loszukommen.

Richter Markus Pree: "Die Therapie wäre längst fällig gewesen." Zu viele und zu milde bedingte Urteile hätte der Mostviertler, der sich schon bei den Gerichten in Scheibbs, Ybbs, Amstetten und St. Pölten für einschlägige Gewaltdelikte verantworten musste, bereits ungenützt gelassen. Er verurteilte den Mann zu 18 Monaten Haft – nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwalt keine Erklärung abgab. Drei Jahre seien als Höchstmaß im Raum gestanden, erklärte Pree. Den Rest von zweimal sechs Monaten Gefängnis sitzt der Mann wegen früherer Taten gerade ab. 12 Monate bedingt sind zudem noch auf dem Konto. Die hat Richter Pree nicht widerrufen. Der Rotkreuzmann, der wegen des Faustschlages 14 Tage Kieferschmerzen ertragen musste, zog seine Klage zurück. "Es soll noch eine Chance bekommen", meinte er in Richtung des Übeltäters. Der bedankte sich. Und auch das gefällte Urteil akzeptierte er.

(kurier.at)

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