Raabs an der Thaya: Eine Burg, die er nicht wollte

Raabs an der Thaya: Eine Burg, die er nicht wollte
Richard Pils besitzt seit 23 Jahren einen Prachtbau, aus dem er ein Kulturzentrum machte.

Richard Pils, 72, aus Weitra, Bezirk Gmünd, ist Buchverleger, Obstbauer, Bienenzüchter, Maler und Staatspreisträger. Aber eines wollte er nie sein: Burgbesitzer. „Das habe ich nicht vorgehabt“, erzählt der gebürtige Oberösterreicher, während er durch die Räumlichkeiten seiner Burg Raabs im Bezirk Waidhofen an der Thaya führt.

Als der historische Prachtbau hoch über dem Ort auf einem Felsmassiv vor ungefähr 23 Jahren zwangsversteigert wurde, hat ihm dieser Umstand keine Ruhe gelassen. „Ich habe mich mit anderen Leuten zusammengetan und mitgeboten. Als wir tatsächlich den Zuschlag erhielten, haben sich meine Partner verabschiedet“, erzählt Pils. Wenn er zuvor ein Bieterkonsortium gegründet hätte, wären aus seiner Sicht alle zur Zahlung verpflichtet gewesen. So ist er alleine auf den Kosten sitzen geblieben.

Alte Bausubstanz

„Schön langsam habe ich alles abbezahlt“, erzählt Pils beim einstündigen Rundgang. Nach dem damaligen „Bieterkuriosum“ folgte eine fast dreijährige Schockstarre, bevor er seine neue Lebensaufgabe erkannte. Seither investiert der 72-Jährige jedes Jahr Tausende Euro, die er durch Führungen, Veranstaltungen, Vermieten von Räumen und den Verkauf von Büchern erwirtschaftet, in den Erhalt der alten Bausubstanz.

Derzeit steht die baufällige Kapelle, in der mehrere Stile von Romanik über Renaissance bis Barock zum Vorschein kamen, im Mittelpunkt. „Es geht mir darum, alles zu konservieren“, sagt Pils. Er hofft, dass er das Ende der Renovierungsarbeiten auf der Burg noch erleben darf. „Das wäre mein Herzenswunsch“, sagt er.

Geschichte

Die Geschichte des weithin bekannten Waldviertler Kulturdenkmals reicht ins 11. Jahrhundert zurück. Wer in der Gemeinde-Historie blättert, erfährt, dass die Burg Raabs „zu den frühesten auf dem Gebiet des heutigen Österreich errichteten Steinburgen“ gehört. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert bildeten Festung und Ort am Zusammenfluss der „mährischen und deutschen Thaya das Zentrum eines sogenannten ’Königsbezirks’, aus dem sich eine unmittelbar dem Deutschen Reich unterstellte Grafschaft entwickelte“ – so steht es in den alten Texten.

Raabs an der Thaya: Eine Burg, die er nicht wollte

Richard Pils investierte viel Geld

Adelsfamilie

Eine zentrale Rolle nahm die Burg unter der Adelsfamilie Puchheim, die viele Besitztümer in Ober- und Niederösterreich hatte, zwischen 1358 und 1702 ein. Ihr ist es zu verdanken, dass die Burg Raabs durch viele Zu- und Umbauten so aussieht, wie man sie heute kennt.

Adelig ist Pils nicht. Trotzdem spürte er im Jahr 1996 die Verpflichtung, die damals baufällige Festung vor dem Verfall zu retten. „Eigentlich lebe ich in Weitra und habe mit Raabs wenig am Hut. Inzwischen habe ich aber den Plan, die Burg als offenes Kulturinstitut über die Grenzen hinaus zu etablieren“, sagt Pils. Seinem großen Ziel ist er schon mehrere Schritte näher gekommen. Denn bereits jetzt veranstaltet er neben Ausstellungen, Lesungen und Kinderkulturtagen jedes Jahr auch einen Musiksommer, den er als künstlerische Begegnungszone sieht.

Weitere Konzerte folgen: Unter dem Titel „Was wäre Musik ohne Mozart?“ tritt am 15. August, ab 18 Uhr, ein Streichquintett auf. Am 24. August, 20 Uhr, findet das Festkonzert anlässlich 30 Jahre seines „Verlags Bibliothek der Provinz“ statt. Den Abschluss bildet am 25. August, 16 Uhr, das Konzert von Allegro Vivo unter dem Titel „Ungarische Fantasie“ mit Werken von Joseph Haydn, Franz Liszt und Johannes Brahms.

Raabs an der Thaya: Eine Burg, die er nicht wollte

Prächtige Fresken schmücken die Räume

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