Wirre Verschwörungstheorien: Elffach Vorbestrafter in Anstalt eingewiesen

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Raub, Drohungen, Körperverletzung. 34-Jähriger musste wegen ständiger Zwischenrufe aus dem Verhandlungssaal gebracht werden.

"Ich bin nicht zum ersten Mal bei Gericht", zischt der Angeklagte gleich zu Beginn der Verhandlung, als ihn die vorsitzende Richterin über seine Rechte aufklärt. Sichtlich aufgebracht fällt ihr der 34-Jährige immer wieder ins Wort. Er sei das Opfer einer Verschwörung, behauptet der Arbeitslose: "Ich habe Familienprobleme, weil das Vermögen von meinem Vater und meinem Opa auf mich geschrieben worden ist und jetzt wollen sie mich loswerden."

Des Saales verwiesen

Als er trotz mehrmaliger Ermahnung auch die Staatsanwältin während der Verlesung der Anklage mehrfach unterbricht, hat die Richterin genug. Sie lässt den elffach Vorbestraften, der von Justizwachebeamten aus der Haft vorgeführt wurde, aus dem Gerichtssaal bringen. "Ich will sowieso nicht mehr mit Ihnen reden. Ich nehme Sie nicht ernst", ruft dieser am Weg nach draußen.

Lang hält dieser Vorsatz allerdings nicht an. Als er zurück in den Saal gebracht wird, um zu den Vorwürfen befragt zu werden, wiederholt er seine Anschuldigungen erneut, fällt wieder ständig der Richterin - und sogar seiner eigenen Pflichtverteidigerin - ins Wort. Er werde von seiner Mutter zuhause festgehalten. "Sie spielt meine Sachwalterin, aber ich will arbeiten, meine Hände sind gesund", echauffiert er sich. "Mein Bruder nimmt mit ihr im Keller Drogen", lautet ein weiterer Vorwurf. Oder: "Meine Schwester stiehlt mir meine Hose".

Attacke in Automatenshop

Dass er in einem Automatenshop in Wiener Neustadt einen Kunden attackiert, verletzt und ihm die Geldbörse mit mehr als 800 Euro Bargeld gestohlen habe, bestreitet der 34-Jährige. Nicht nur vom Opfer, das einen Nasenbeinbruch und Hämatome erlitt, wird er aber schwer belastet, sondern auch von Zeugen des Vorfalls sowie durch eine Tonaufzeichnung.

Auch seine Mutter und seinen Bruder soll der Mann über einen längeren Zeitraum hinweg bedroht und geschlagen haben. Ein Nachbar berichtet ebenfalls von Drohungen mit einem Messer. Und schließlich kam es auch bei der Befragung des Mannes nach einer Anhaltung auf einer Polizeistation in Wiener Neustadt zu einem Zwischenfall mit einer Beamtin.

Drohungen gegen Polizistin

Der Vorbestrafte habe zunächst noch recht ruhig ihre Fragen beantwortet, dann allerdings plötzlich eine Kollegin bedroht, schildert die Polizistin vor Gericht. "Ich kenne ihn von früheren Amtshandlungen, er ist meistens zuerst kooperativ, dann schlägt die Stimmung aber oft plötzlich um und er wird aggressiv." Mit den Worten "Ich kann deine Kehle schlitzen" habe er sich vor die Beamtin gestellt, verletzt wurde die Frau allerdings nicht.

Dass aufgrund einer Persönlichkeitsstörung des Mannes von weiteren Straftaten mit schwerwiegenden Folgen auszugehen sei, bestätigt ein psychiatrischer Sachverständiger. Der Schöffensenat folgt daher dem Antrag der Staatsanwältin und verurteilt den 34-Jährigen nicht nur zu acht Jahren Haft, sondern auch zu einer Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum. Nicht rechtskräftig.

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