Aus "Angst vor Einbrechern" schoss Arbeitsloser mit Pistole in die Luft

Schusswaffe wird von einer Hand gehalten.
54-Jähriger hörte nachts Geräusche vor seinem Haus und feuerte Warnschüsse ab: Bedingte Haft und Geldstrafe.

Es war kurz nach 22 Uhr, als am 3. Oktober dieses Jahres Schüsse durch Wöllersdorf im Bezirk Wiener Neustadt-Land hallten. Kurz darauf waren Beamte des Einsatzkommandos Cobra - dessen Hauptquartier kaum einen Kilometer entfernt liegt - vor Ort. Sie nahmen den Schützen fest, der sich widerstandslos ergab. 

Wegen Nötigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit musste sich der 54-Jährige nun am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten.

Und er bestritt grundsätzlich auch gar nicht, die Schüsse aus einer Pistole - die er geerbt hatte, die aber nicht registriert war - abgefeuert zu haben. Getan habe er dies aber nicht, um jemanden damit konkret zu bedrohen, oder gar zu verletzen, beteuerte er. Vielmehr habe er jenen 31-jährigen Rumänen, der vor seinem Haus ein Fahrzeug auf einen Anhänger lud, für einen Einbrecher gehalten. 

"In die Luft geschossen"

"Es war ja in der Nacht. Ich hab schon schlafgefernseht", schilderte der Arbeitslose den Vorfall am Dienstag kreativ. "Da war auf einmal ein Riesenwirbel vor dem Haus und ich hab geglaubt, dass da jemand einbrechen will, drum hab ich meine Pistole genommen, bin hinausgerannt und hab geschrieen: Wos mochts do? Schleicht´s euch!" Dann habe er zweimal in die Luft geschossen, um die vermeintlichen Eindringlinge zu vertreiben, behauptete der 54-Jährige.

Erst danach sei ihm bewusst geworden, dass vor seinem Haus eigentlich ein Auto verladen wurde: "Ich hab zuerst geglaubt, das ist die Rammbock-Bande, oder sie wollen den Zigarettenautomaten aus der Mauer reißen mit ihrem Auto." Als er seinen Irrtum erkannt habe, sei er ins Haus zurückgegangen und habe auf die Polizei gewartet. "Ich bin dann mit meiner Frau im Garten gestanden und wir haben eine geraucht, da hab ich schon so ein Drohnen-Geräusch über uns gehört und kurz danach war die Cobra mit einem Panzerwagen da."

Wieso er nicht selbst die Polizei alarmiert habe, statt zur Waffe zu greifen, wollte der Richter wissen. "Beim letzten Mal hab ich den Notruf angerufen - da sind sie vier Stunden später erst da gewesen", antwortete der Angeklagte. Sein Verteidiger kam ihm zu Hilfe: "Bis zum Eintreffen der Polizei hätten Einbrecher schon etwas erbeuten und flüchten können. Er wollte sie so schnell wie möglich vertreiben, sonst nichts." Der Anwalt beantragte daher einen Freispruch.

"Als lebensbedrohlich empfunden"

Dem stehen allerdings die Aussagen des bedrohten Rumänen und seiner Ehefrau gegenüber, die von "bis zu 13 Schüssen" sprechen. Der 54-Jährige habe diese auch nicht gleich abgefeuert, als er aus dem Haus gestürmt sei. Vielmehr habe man versucht, ihm zu erklären, was man auf dem Parkplatz vor seinem Haus tue, er sei daraufhin erneut zurück ins Haus gelaufen, habe die Pistole geholt und danach erst das Feuer eröffnet. Sie habe die Situation "als lebensbedrohlich empfunden", betonte die Bedrohte in ihrer Aussage.

Der Richter schenkt ihren Schilderungen mehr Glauben, als jenen des Angeklagten. "Dass sie eine Notwehrsituation angenommen haben, ist eindeutig als Schutzbehauptung zu werten", begründet er sein Urteil - 16 Monate Haft bedingt und 1.200 Euro Geldstrafe. "Vielleicht haben Sie zuerst an einen Einbruch geglaubt. Als sie dann aber gesehen haben, dass da ein Auto verladen wird, haben Sie trotzdem geschossen."

Bis zu fünf Jahre Haft wären möglich gewesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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