"Kopfnüsse" für Sohn, Faustschläge für Ehefrau: "Bin ein schwieriger Mensch"

Scared daughter silhouette looking at father with alcohol bottle, bad addiction
Neunfach vorbestrafter Neunkirchner mit Alkoholproblem gestand Übergriffe auf Kind - als Erziehungsmaßnahme. Jetzt muss er dafür hinter Gitter.

Wie er seine Persönlichkeit selbst beschreiben würde, will die Richterin vom Angeklagten wissen. "Ich bin ein schwieriger Mensch. Ich war immer schwierig und ich glaube, ich werde auch immer schwierig bleiben", meint der neunfach Vorbestrafte ohne lange Nachdenkpause. Zu spüren bekam das unter anderem seine Familie.

Über mehrere Jahre hinweg soll der 46-jährige Neunkirchner zur Erziehung seines Sohnes "Kopfnüsse" verteilt haben - also "leichte Faustschläge auf den Kopf", wie der Staatsanwalt erklärt. Habe das Kind - eines von insgesamt sechs - danach geweint, seien ihm weitere Schläge angedroht worden. Zur Eskalation kam es dann am 15. Jänner dieses Jahres.

Erneut war der Sohn Ziel der Attacke, sein Vater versetzte ihm mehrere Schläge, würgte und warf ihn zu Boden. Dort traktierte er ihn mit weiteren Tritten. Und auch seiner Ehefrau versetzte der Neunkirchner mehrere Faustschläge.

Alkoholproblem

Ein Vorfall, den der 46-Jährige ohne Umschweife gesteht. "Das ist leider passiert. Ich übernehme die Verantwortung." Kopfnüsse verteilt habe er aber nicht regelmäßig über Jahre hinweg, wie ihm die Anklage vorwirft, beteuert der Mann. Nur dann, wenn sein Sohn sich falsch verhalten habe.

"Wie oft war denn das?", ist die Richterin neugierig. "Vielleicht ein oder zwei Mal im Monat. Aber nicht über Jahre, es hat auch gute Zeiten gegeben, wo alles gepasst hat", entgegnet der Angeklagte.

Sein Rechtsanwalt hat eine Erklärung für den "Erziehungsstil" parat: "Er hatte ein schweres Alkoholproblem. Ihm ist bewusst, dass er viel falsch gemacht hat und es tut ihm leid." Was unter dem Begriff Alkoholproblem zu verstehen sei, fragt die Richterin nach. "Mit 17 oder 18 hab ich schon a Kisterl Bier am Tag gepackt", gibt der Neunkirchner Auskunft. Fügt aber hinzu: "In letzter Zeit vertrag ich nicht mehr so viel."

Angst vor dem Vater

Genug offenbar, um seine Familie in Angst und Schrecken zu versetzen, wie der Sohn des Mannes aussagt. Man habe stets gefürchtet, wenn der Vater betrunken nach Hause gekommen sei. 

Warum? "Wenn ich Bier trinke, passiert nichts, dann lege ich mich hin und schlafe. Aber bei Schnaps ist das anders. Dann kommt es leichter zu Streit." Die Richterin will ein Beispiel hören: "Was stört Sie dann?" - "Wenn wer zurückredet zum Beispiel. Nicht weiß, wann man den Mund halten soll", sagt der 46-Jährige mit ruhiger Stimme. 

"Und dann?"

"Passieren schlimme Dinge."

Der neunfach Vorbestrafte versucht noch zu erklären: "Zuerst bin ich eh noch ruhig und geduldig, aber irgendwann ist es, als ob ein Hebel umgelegt wird." Im Falle seines Sohnes sei auch dessen Verhalten Auslöser für die Übergriffe gewesen. "Wenn die Polizei anruft und sagt, du sollst dein Kind abholen, weil er beim Stehlen erwischt worden ist, dann applaudiert man nicht und sagt, er hat alles richtig gemacht, oder?"

Sieben Monate Haft

In einem anderen Fall habe der Minderjährige ein Messer mit in die Schule genommen und damit einen Mitschüler bedroht. "Da schaue ich nicht zu. Da gibt es dann halt eine leichte Kopfnuss." Denn das Verhalten des Sohnes habe ihn an seine eigene Vergangenheit erinnert: "Je mehr er so ist, desto mehr sehe ich mich in ihm. Und das verursacht ein Unwohlsein."

Das Urteil des Schöffensenates - 22 Monate Haft, sieben davon muss der Mann absitzen, 14 werden bedingt nachgesehen - ist nicht rechtskräftig.

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