Sexismus am Arbeitsplatz: Studie aus NÖ zeigt alarmierende Zahlen

Frau am Arbeitsplatz
Arbeiterkammer NÖ schlägt Alarm: Sechs von zehn Frauen geben laut einer Befragung an, betroffen zu sein.

Sexuelle und geschlechtsbezogene Belästigung ist in vielen Betrieben nach wie vor bittere Realität – das zeigt eine neue Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ), die beim Frauen-Forum 2025 in St. Pölten vorgestellt wurde.

Die Untersuchung (1.093 Personen nahmen an der Befragung teil, Anm.), durchgeführt von „L&R Social Research“, beleuchtet die Situation von Frauen und Männern in den männerdominierten Branchen Industrie, Gewerbe sowie Informations- und Kommunikationstechnologie – mit alarmierenden Ergebnissen.

Sexistische Sprache

Rund sechs von zehn Frauen berichten von geschlechtsbezogener Belästigung – etwa durch abwertende Bemerkungen, stereotype Arbeitszuweisungen oder respektlose Kommentare. 57 Prozent der befragten Frauen gaben an, bereits sexuelle Belästigung erlebt zu haben, meist in Form von anstarrenden Blicken oder sexistischer Sprache. Fast jede zehnte Frau war sogar von körperlichen Übergriffen betroffen.

Betriebsklima

„Wenn wir Frauen bestmöglich am Arbeitsmarkt integrieren wollen und wenn wir wollen, dass sie auch verstärkt in sogenannten ,Männerbranchen‘ Einzug halten, dann braucht es eine respektvolle und wertschätzende Arbeitskultur“, betonte AKNÖ-Präsident Markus Wieser beim Forum.

Doch es gibt auch noch eine andere Seite, denn die Studie zeigt, dass es ebenso männliche Opfer gibt. 35 Prozent gaben an, selbst schon sexuelle Belästigung erfahren zu haben – viele Männer sehen sich jedoch vor allem in der Beobachterrolle. In den meisten Fällen sind die Täter männliche Kollegen, besonders alarmierend ist jedoch, dass jede dritte betroffene Frau angibt, von ihrer Führungskraft belästigt worden zu sein.

Trotz der Häufigkeit dieser Vorfälle werden viele Fälle nicht gemeldet: Mehr als die Hälfte der Betroffenen verzichtet auf eine Anzeige oder interne Meldung – häufig, weil die Situation verharmlost wird oder keine Konsequenzen folgen.

Die Studie belegt zudem, dass ein gutes Betriebsklima entscheidend ist: Je wertschätzender die Arbeitsumgebung, desto seltener treten Belästigungen auf. Neben innerbetrieblichen Maßnahmen spiele aber auch ein klarer rechtlicher Rahmen eine wichtige Rolle.

Ein zentraler Schritt sei dabei die kürzlich in Kraft getretene ILO-Konvention 190 gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt. Diese müsse nun durch präventive Maßnahmen und eine konsequente Wahrnehmung der Fürsorgepflicht durch Arbeitgeber umgesetzt werden.

Das Frauen-Forum der AK Niederösterreich fand heuer in der Landeshauptstadt St. Pölten bereits zum vierten Mal statt.

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