"Männer mit Gewehren in den Büschen": Drogensüchtiger drohte Polizisten

Der Drogenkonsum des jungen Mannes auf der Anklagebank hatte schon in jungen Jahren begonnen. "Mit 16 habe ich an den Wochenenden Cannabis konsumiert. Das ist dann immer mehr geworden", erzählt er am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt. Langsam, manchmal mit einiger Mühe, formuliert der heute 24-Jährige seine Sätze.
Im Alter von 20 Jahren kam er über Bekannte mit Kokain in Kontakt. Die Folgen waren dramatisch.
Er hatte seine Lehre bereits zuvor abgebrochen, verlor dann auch eine weitere Arbeitsstelle und schlitterte in die Kriminalität: "Weil ich meinen Konsum nicht finanzieren konnte, habe ich einen schweren Raub begangen." Zu zwei Jahren Haft wurde der Mann aus dem Bezirk Neunkirchen dafür verurteilt - doch man räumte dem davor gerichtlich Unbescholtenen eine Chance ein: Drogentherapie statt Strafe.
Rascher Rückfall
Eine Chance, die er nicht nutzte. Rasch sei er rückfällig geworden, gibt er zu, musste die Haft absitzen, wurde im April dieses Jahres aber vorzeitig bedingt entlassen. Ganze 20 Tage sollte es dauern, ehe er wieder zu Drogen griff. "Wieso?", fragt die vorsitzende Richterin. "War das Gefängnis nicht abschreckend genug?"
"Doch", entgegnet der 24-Jährige. "Aber ich hatte das Gefühl, dass mein Verlangen nicht weniger wird." Also konsumierte er Crystal Meth - was zu Halluzinationen führte. "Ich habe in den Garten hinausgeschaut und in den Büschen Männer mit Gewehren gesehen", erinnert er sich am Montag. Er alarmierte die Polizei - fühlte sich allerdings nicht ausreichend ernst genommen.
Kryptische Drohung
Daher griff sich der junge Mann einen Kanister mit Rasenmäher-Benzin, marschierte zur Polizeiinspektion und verschüttete den Inhalt dort auf dem Parkplatz. Dann zündete er sich eine Zigarette an und begann Drohungen auszustoßen. "Wisst Ihr wer ich bin? Der ganze 16. Bezirk steht im Krieg mit der Polizei. Wollt Ihr das? Und wie könnt Ihr das meinen Eltern antun?“ habe er unter anderem gebrüllt, berichten die Beamten.
"Was sollte das bedeuten?", wundert sich die Richterin über die kryptische Drohung. "Ich weiß es nicht mehr", sagt der 24-Jährige leise. "Wollten Sie den Beamten Angst machen?", fragt die Vorsitzende weiter. "Nein", lautet die Antwort.
Einweisung in Anstalt beantragt
Dass aufgrund seines Suchtgiftmissbrauchs und seiner daraus resultierenden psychischen Störung mit weiteren schwerwiegenden Straftaten des Mannes zu rechnen sei, attestiert ein psychiatrischer Sachverständiger. Die Staatsanwaltschaft fordert daher die Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum.
Der Verteidiger des 24-Jährigen hält das hingegen nicht für nötig und „eine engmaschige Betreuung“ unter Kontrolle von Ärzten für zielführender.
Der Prozess wird vertagt.
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