Protestschilder in Stockerau: Au-Bewirtschaftung scheidet die Geister

Die Debatte währt schon lange: Die  Stockerauer machten ihrem Unmut 2023 mit Tafeln in der Au Luft.
Bei der Sitzung am Mittwochabend waren Bürger mit Protestschildern anwesend. Die Diskussion verlief emotional.

Kaum war der Tagesordnungspunkt angesagt, schnellten in den Zuhörerreihen der Gemeinderatssitzung in Stockerau die Protestschilder hoch. Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein Zeichen gegen die forstwirtschaftlichen Maßnahmen im Naturschutzgebiet Au setzen, die schon seit Jahren immer wieder in die Kritik geraten.

Die Wurzeln des Konflikts reichen mittlerweile bis 2019 zurück. Denn die Au war der erste große Polit-Aufreger in der neuen Stadtregierung. Damals hatte die ÖVP die einst rote Hochburg Stockerau übernommen – und schlug im Umgang mit dem Eschentriebsterben eine neue Gangart ein. 

Während unter der SPÖ versucht wurde, durch eine bedachte Baumentnahme Resistenzen gegen den heimtückischen Pilzbefall zu ermöglichen, wollte die ÖVP zu drastischeren Maßnahmen greifen. Sogar eine Abholzung auf den Hauptrouten des beliebten Erholungsgebiets mit einem Harvester standen im Raum, letztendlich sei das ganze auch eine Haftungsfrage, argumentierte die ÖVP. Ein Vorhaben, gegen das sich vor allem die Grünen auflehnten – und das in dieser Form schlussendlich auch nicht umgesetzt wurde.

Was allerdings sehr wohl vorgenommen wurde, sind Abholzungen auf einzelnen Flächen des Auwaldes, der auch Europaschutzgebiet ist. Immer wieder werden Bäume umgeschnitten, teilweise auch die Böden umgearbeitet, bevor neue Bäume ausgepflanzt werden. Für die Grünen nichts anderes als „Kahlschläge“, die nicht mehr gut zu machen sind. Und sie sind mit ihrer Kritik nicht alleine: Viele Bürgerinnen und Bürger schütteln angesichts des Vorgehens den Kopf. 2023 wurden sogar Schilder mit einer eindeutigen Botschaft aufgestellt: „Frau Bürgermeisterin, lassen Sie endlich unsere Au in Ruhe“ war darauf zu lesen.

Das Argument der Stadtgemeinde blieb derweilen immer dasselbe: Das Vorgehen sei notwendig, um den Baumbestand langfristig und nachhaltig zu sichern. Und auch in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch trat man einem Antrag der Grünen, der FPÖ, der Liste UBS und der Neos mit dieser Begründung entgegen.

Hass und Ignoranz

„Nur zu bewahren und zu beobachten ist zu wenig“, sagte ÖVP-Umweltstadtrat Herwig Hödl. Den Maßnahmen liege ein Managementplan für die Au zugrunde, der den Zielen des Natura2000-Gebiets entsprechen würden und der mit den zuständigen Behörden abgestimmt sei.

Die Grünen hielten mit einem Verschlechterungsverbot für Natura2000-Gebiete, das gesetzlich geregelt sei, dagegen. Und auch mit einem Vertragsverletzungsverfahren, das seitens der EU gegen Österreich läuft. „Niemand zweifelt an, dass nachgepflanzt werden muss. Aber es gibt doch bitte auch gelindere Mittel“, forderte Grünen-Stadtrat Dietmar Pfeiler.

Das Ziel der Opposition, den „Kahlschlag in der Au“ zu stoppen, und das Thema auf die Tagesordnung zu bringen, konnte sie nicht erreichen. ÖVP und SPÖ ließen den Antrag abblitzen. Nur in einer Sache waren sich die Politiker einig: Dass die Diskussion um den Umgang mit der Au nach all den Jahren völlig verfahren ist. Von „biblischen Hass“ war ebenso die Rede wie von einer Spaltung. Die Gegner der Maßnahmen sprachen von „purer Ignoranz“, auf die man stoßen würde.

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