Promenade unter "Nazi-Verdacht"
Im Visier der SPÖ steht die "Franz Gschmeidler Promenade". Der kleine Weg ist nach dem 1879 geborenen und 1972 verstorbenen Franz S. Gschmeidler benannt. Dem Lyriker, Journalisten sowie Gründer der Mödlinger Nachrichten und Ehrenringträger wurde 1978 eine Gedenktafel gesetzt und ein Weg gewidmet.
Das muss geändert werden, meint SP-Gemeinderätin Cornelia Rausch: "Menschen wie Franz Gschmeidler stehen für eine menschenverachtende Ideologie, rassistische Hetze, Hass, Gewalt und Rechtsextremismus." Die "Mödlinger Nachrichten" seien während der NS-Zeit nicht eingestellt worden, weil darin "gehorsam in treudeutscher Gefolgschaft" berichtet wurde, zitiert Rausch aus dem Buch "1100 Jahre Mödling. Die Geschichte einer Stadt," erschienen 2003. Gschmeidler sei demnach massiv an der Judenhetze in Mödling beteiligt gewesen. So schrieb er über die "Arisierung" des Freibades 1938: "…einem längst empfundenen Bedürfnis der arischen Badegäste wird damit nachgekommen, denen die Gemeinschaft mit meist sehr unverschämt lauten und überanspruchsvollen jüdischen Badegästen den Besuch des Stadtbades verekelte." Es habe laufend Hetz- und Schmähartikel gegeben wie "Weiße Mädchen als Lockvögel für Neger" oder "Russische Arbeiter stehen unter der Knute von einigen herrschenden 10.000 Juden…"
Mit einer Umbenennung sollte ein sichtbares Zeichen gesetzt werden, folgert Rauch.
Prüfung
Bürgermeister Hans Stefan Hintner (VP) sprach von einer "sehr ernsten Angelegenheit". Derzeit wird der Sachverhalt in den zuständigen Ausschüssen geprüft und auch Historiker werden hinzugezogen. "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, spricht nichts gegen eine Änderung. Ich frage mich nur, warum das seit 1945 niemand aufgefallen ist", meint Hintner.
Die SPÖ hat auch Vorschläge für neue Namen parat. Eine verdiente Frau sollte es sein, weil von 200 Mödlinger Straßennamen nur sieben an Frauen erinnern. Eine Umbenennung wäre jedenfalls relativ einfach, da es an der Promenade keine Wohnadressen gibt, die dann auch geändert werden müssten.
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