Popcorn aus NÖ: Das Maiskorn macht die Musik

Von Anna Kindlmann
Geht ausreichend Wind, dann riecht es in Pummersdorf (Bezirk St. Pölten) wie an der Kinokasse. „Darüber freuen sich die Leute im Ort“, lacht Landwirt Nikolaus Zichtl, der hier in einem Stall mit seinem Team und einer Maschine täglich frisches Popcorn in Papiersackerl füllt.
Durch eine Holzflügeltüre hindurch geht der Landwirt in den Hof, der schon seit 1840 der Familie gehört. Die Hausmauer zieren heute verschiedenfarbige Maiskolben, und aus den Innenräumen ertönt schon das unverkennbare „Plopp“-Geräusch der Maiskörner, die in der Hitze aufplatzen. In der kleinen „Popcorn-Küche“ steht eine große Maschine. Für die Würze ist eine Mischmaschine zuständig: Salz, Chili, Paprika, Rosmarin oder Knoblauch werden zur Aromatisierung genutzt. Denn Zichtl hat immer acht Sorten im Angebot. Was beliebt ist, bleibt – was weniger ankommt, wird gegen neue Rezepturen eingetauscht.
Das herkömmliche Popcorn mit Salz wird am häufigsten gekauft, danach das Karamellpopcorn
„Die Rosmarin-Sorte, die heute gemixt wird, könnte demnächst das Schokopopcorn ersetzen“, verrät er. „Was nicht reinkommt, sind künstliche Geschmacksverstärker – für das Erdbeerpopcorn trocknen wir zum Beispiel die frischen Früchte vorher selbst“, sagt der Landwirt.
Wobei Mais nicht gleich Mais ist: Die Popcornmais-Kolben sind wesentlich kleiner als der bekannte Futtermais. Eine Sorte mit dunklen, fast schwarzen Körnern wird beim „Aufpoppen“ zu strahlend weißem Puffmais. „Man denkt immer, das normale Popcorn ist weiß – bis man dann diese Sorte sieht“, so Zichtl. Das Wissen rund um den Kinosnack hat sich der Niederösterreicher durch das Lesen vieler Bücher angeeignet. „Aber auf dem Traktor bin ich schon mit sechs Jahren gesessen“, erzählt er.
Nicht nur Körner
Auf den Feldern seiner Eltern standen damals schon Futtermaispflanzen, in dem Stall, wo heute die Produkte verpackt werden, die Rinder. Vor zehn Jahren gingen seine Eltern schließlich in den Ruhestand – Zichtl, der auch zwei Schwestern hat, übernahm den Hof.
Popcorn trat seinen Siegeszug von Amerika aus an, mit dem Aufstieg der Kinobranche. Wann genau es „erfunden“ wurde, ist aber unbekannt.
Ursprünglich als Tontechniker bei Filmproduktionen tätig, tauschte sich Zichtl nach der Hofübernahme mit einem Freund über Popcornmais zusätzlich aus. „Das fing ganz klein an, mit fünf bis zehn Stunden in der Woche“, schildert er. Vom ersten Versuch ist zunächst nur ein Teil genießbar gewesen. Unterschiedliche Wetterbedingungen machen nämlich auch vor der Maispflanze nicht halt.

„Sogar mit der Hand haben wir damals geerntet, weil die Kolben sonst kaputtgegangen wären.“ Aber Durchhaltevermögen und Kreativität haben sich unterm Strich für den Landwirt ausgezählt. „Uns kam die Idee, anstelle der bloßen Körner auch frisches Popcorn abzufüllen und ab Hof zu verkaufen“. Ein Kino als fixer Kunde hat die Idee dann noch befeuert.
Breites Publikum
Wie in vielen Orten ist auch in Pummersdorf die Übernahme von landwirtschaftlichen Betrieben eine Seltenheit geworden. Wer mit kleinen Flächen Erfolg haben will, muss eine Nische bedienen – wie Zichtl. Bevor er zur Popcorn-Produktion überging, brannte er nebenbei Edelbrände. „Das Popcorn ist aber einfach für ein breiteres Publikum gemacht, Ein- bis 100-Jährige essen es gern“, muss er lachen.
Erhältlich sind die Knabbereien neben dem Onlineshop auch in kleinen Programmkinos in Wien, wie dem Augartenkino. Der Verkauf hat sich mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus ausgeweitet. Bis nach Tirol wird das österreichische Popcorn gerne geknabbert. Wer will, der bekommt die Produkte auch bis nach Hause geliefert oder leiht für einen Hochzeitstag die Popcornmaschine aus.
Nikolaus Zichtl
Pummersdorf 2
3100 St. Pölten
0650 9360160
haus@vomnikolaus.at
www.vomnikolaus.at
„Das herkömmliche Popcorn mit Salz wird am häufigsten gekauft, danach das Karamellpopcorn“, weiß Zichtl. Der schlussendlich auch seine Eltern für seine Idee begeistern konnte: Sie sind es, die dem abgepackten Popcorn ein Etikett und damit den letzten Schliff verpassen.
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