Polizei und Stadt in Aufruhr: SPÖ-Mann will Sicherheitskonzept stürzen
Die SPÖ in Wiener Neustadt pocht seit Wochen mit 2.000 Unterschriften auf zusätzliche Polizeikräfte und ein Wachzimmer am Bahnhof. Dass nun ausgerechnet Gemeinderat Rudi Müllner aus den eigenen Reihen ein bewährtes Sicherheitskonzept im Bermudadreieck der Stadt, der Lokalmeile Herrengasse, im Alleingang zu Fall bringen will, sorgt bei der Stadt und der Polizei für Unverständnis. Für die FPÖ ist die „Scheinheiligkeit und Doppelbödigkeit der Fraktion nicht mehr zu überbieten“.
Die Herrengasse gilt im Bundesland als die Partymeile schlechthin. Auf wenigen hundert Metern belustigen acht Bars, Discos und Pubs am Wochenende bis zu 2.000 Nachtschwärmer. Wegen der teils ausufernden Kriminalität wurde 2006 unter Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) eine polizeiliche Videoüberwachung in dem Hotspot montiert.
Die Big-Brother-Aktion war allerdings weniger erfolgreich als das heutige Sicherheitskonzept. Seit die Partymeile abgeriegelt wird, die Gäste eine strenge Eintrittskontrolle durchlaufen und Eintritt bezahlt werden muss, ist es auch mit dem Ärger so gut wie vorbei. Wie Stadtpolizeikommandant Manfred Fries gegenüber dem KURIER bestätigt, habe die Absperrung wesentlich zur Entschärfung der angespannten Lage beigetragen. „Die Kriminalität ist deutlich zurückgegangen“, so Fries.
Diebstahl und Körperverletzung
Delikte wie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diebstahl werden monatlich für die Herrengasse ausgewertet. Das Bild sei eindeutig. Deshalb wäre ein Ende der Kontrollen auch für die Polizei ein deutlicher Rückschritt in Sachen Sicherheit, so Fries. Genauso sieht man es im Rathaus und auch alle anderen Lokalbetreiber insistieren auf die Absperrung.
Krisensitzung
Nur SPÖ-Gemeinderat Rudi Müllner ist dagegen. Der Betreiber des Guvnor's Pub ist der Meinung, dass die Eintrittskontrollen das ältere Publikum abschrecken und von der Herrengasse fernhalten. „Diese Leute haben keine Lust, sich anzustellen.“ Er meint, dass ihm dadurch Geschäft verloren gehe. Bei der jüngsten Krisensitzung im Rathaus ist die Lage eskaliert. Müllner bezichtigte die anderen Lokalbetreiber sogar, die Eintrittsgelder nicht zweckmäßig zu verwenden.
Auch wenn er aktuell die Sicherheit in der Stadt nicht gewährleistet sieht, hält sich SPÖ-Chef Rainer Spenger bewusst aus dem Streit heraus. Es gehe nicht um Parteipolitik, sondern um wirtschaftliche Interessen eines Lokalbetreibers.
Da es keine Einigung gibt, erfolgen die Zutrittskontrollen bis auf Weiteres um zwei Stunden später als bisher, nämlich erst ab 22 Uhr.
Kommentare