Polit-Erdbeben in Amstetten: ÖVP verdrängte SPÖ von Platz eins
Ein 40-Jähriger, der im vergangenen Herbst der ÖVP beitrat und seinen Job kündigte, um Zeit für den Wahlkampf zu haben, schrieb am gestrigen Wahlsonntag in Amstetten Geschichte. ÖVP-Spitzenkandidat Christian Haberhauer stellte die Machtverhältnisse im Amstettener Rathaus auf den Kopf und fügte der SPÖ eine desaströse Niederlage zu.
ÖVP-Leute konnten die Höhe ihres Zugewinnes zuerst selbst nicht fassen, als am späten Nachmittag kommentarlos die Wahlergebnisse im baustellenbedingten Ersatzquartier des Rathauses verteilt wurden. Die ÖVP hatte erdrutschartig um 18,38 Prozent zugelegt und ihre Mandate von 10 auf 19 fast verdoppelt. Die SPÖ, die schon 2015 die Absolute verspielt hatte, verlor dagegen 9,25 Prozent und erreichte mit 37,20 Prozent nur mehr 16 statt bisher 20 Sitze.Von den neun zur Wahl angetretenen Listen schafften weiters die Grünen mit drei, die FPÖ mit zwei und die Neos mit einem Mandat den Gemeinderatseinzug.
Jubel und Euphorie kannten bei der ÖVP keine Grenzen. „Dieser Wahlerfolg zeigt , was wir als Volkspartei im Stande sind zu schaffen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die dem Wahlsieger persönlich gratulierte. Haberhauer, der einen Koalitionspartner braucht, kündigte an, auf eine Zusammenarbeit mit allen Fraktionen setzen zu wollen. So einen Erfolg sei ihm nur im Traum gekommen, meinte er. Tristesse herrschte hingegen bei der SPÖ. Bürgermeisterin Ursula Puchebner stand vorerst für keine Stellungnahmen zur Verfügung.
Konsequenzen
Der Wahlsonntag brachte aber auch in anderen Mostviertelgemeinden personelle Konsequenzen mit sich. In St. Georgen am Reith (Bez. Amstetten) wurde die SPÖ mit Bürgermeisterin Birgit Krifter abgewählt. Im Bezirk Scheibbs verlor die SPÖ in Puchenstuben die Mehrheit an die ÖVP. In Gaming konnte SPÖ-Bürgermeisterin Renate Gruber die Absolute dagegen halten. Anton Gruber, der SPÖ-Bürgermeister von Marbach an der Donau im Bezirk Melk, stellte dagegen „mit sofortiger Wirkung“ sein Amt zur Verfügung. Die SPÖ verlor drei Mandate und die Mehrheit.
Jubeln durfte Patrick Strobl, der jüngste Bürgermeister einer Bezirkshauptstadt in NÖ. Mit 19 Mandaten konnte die ÖVP in Melk die Absolute locker verteidigen, die Grünen sind mit fünf Mandaten noch vor den Sozialdemokraten gelandet.
Spannende Tage stehen in Emmersdorf/Donau im Bezirk Melk, bevor. Hier hat die Volkspartei die Absolute verloren, es könnte einen Bürgermeisterwechsel geben.
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