Pilotprojekt gegen Wetterextreme

Pilotprojekt gegen Wetterextreme
Sieben Mostviertler Kommunen erarbeiten mit Wissenschaftern Katalog zum Klimawandel

Der Alpenraum und das alpine Vorland werden sich in den kommenden Jahrzehnten auf zunehmend extremere Wetterbedingungen einstellen müssen. Mit der Aussicht auf problematische klimatische Veränderungen wurden sieben Mostviertler Gemeinden auf ein Pilotprojekt eingeschworen. Gemeinsam mit den Test-Kommunen zwischen dem Ötscher und der Pielach wollen Wissenschafter Modelle erarbeiten, wie wir möglichst ungeschoren durch die Wetterkapriolen kommen.

„Durch den Klimawandel werden die Extreme auch bei uns signifikant zunehmen.“ So lautet die Botschaft der Forscher und Experten des Klimabündnisses Niederösterreich rund um den Meteorologen Herbert Formayer von der Boku Wien.

Die Liste der negativen meteorologischen Zukunftsprognosen ist lang. „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Durchschnittstemperatur um ein bis zwei Grad steigen“, berichtet Hannes Höller vom Klimabündnis NÖ. Klingt nicht dramatisch, beschert aber im Detail widrige Einzelereignisse. Die Sommer werden immer heißer, die Zahl der Tage über 30 Grad steigt. Im Winter nehmen dagegen die Niederschläge zu. Höller:„Es wird sogar im Mostviertel sehr regionale Klimazonen und Höhengliederungen geben. Die Zahl der extremen lokalen Niederschläge wird steigen“.

Wintersport

Schnee im Gebirge und damit die Zukunft der Ski-Dorados wie Lackenhof oder Hochkar stufen die Klimatologen als eher schwierig ein. Veränderungen stehen auch der Land- und Forstwirtschaft bevor. Trockenheit im Sommer wird Ackerfrüchten und Futterwiesen zu schaffen machen. Fichten und Buchen werden dem Wetterstress nicht gewachsen sein und von Kiefern und Eschen abgelöst. Stürme, Waldbrand-Gefahr, Muren, Schneebruch und vor allem Bodenerosion sollen laut Experten zunehmen.

Gesundheit

Auch die gesundheitlichen Belastungen nehmen zu, behauptet die Wissenschaft. Im wärmeren Klima verbreiten sich problematische „zugewanderte“ Pflanzen wie etwa Ragweed bestens. Deshalb ist mit mehr Allergie-Fällen zu rechnen.

Auf viele dieser Ereignisse könne man sich in den Gemeinden schon jetzt einrichten, erläutert Höller die Strategie des Klimabündnisses, das von der Landesregierung mit diesem Projekt beauftragt wurde. „Die Gemeinden spielen im NÖ Klimaprogramm eine Hauptrolle. In der erneuerbaren Energie sind wir österreichweit Vorreiter. Mit diesem Projekt schaffen wir Grundlagen für zukünftige kommunale Entscheidungen in Klima- und Energiefragen“, erklärt der zuständige Landesrat Stephan Pernkopf die Absicht hinter dem Projekt.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz bleiben die wichtigsten Reaktionen auf das Szenario. Aber auch viele kleine Aktivitäten können die drohenden Auswirkungen mildern. Das reicht vom richtigen Anlegen der Ackerfurchen bis zur Auswahl der Baumaterialien im Wohnbau oder die gezielte Errichtung von Wegen, Straßen und Überflutungsräumen.

Im Projekt „Wandelbares Mostviertel – fit in die Klima-Zukunft“ werden den Mitgliedsgemeinden Frankenfels Gaming, Göstling, Kirchberg/Pielach, Mank Ober-Grafendorf und Scheibbs auch positive Effekte der Klimaerwärmung angekündigt.

In der Landwirtschaft ist zu erwarten, dass sich die jährliche Vegetationszeit verlängert. Auch die Zeit, in der Solarenergie genutzt werden kann, soll mehr werden. Zwar bedeuten wärmere Winter, dass wir in Hinkunft mit sinkenden Heizkosten kalkulieren können, aber durch die heißeren Sommer wird diese Rechnung zum Nullsummenspiel, sagen die Experten. Der Energiebedarf für Kühlanlagen wird nämlich steigen.

Speziell für das Mostviertel prognostizieren die Forscher auch positive Aspekte im Tourismus. „Hitze-Flüchtlinge“ aus der Stadt werden in den Voralpen mehr Naherholung suchen, glauben die Forscher. Konkret ist zu erwarten, dass der Wandertourismus zunehmen wird.
 

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