Pilgerweg einfach weggebaggert

Ehemann August Öttl beim gesperrten Weg: „Wir mussten seinerzeit dafür einen Streifen abtreten.“
Ein Anrainer und der Ortschef streiten um den Mariazellerweg. Ein Gerichtsstreit droht

Ernestine Öttl ist 72 Jahre alt. Langweilig wird der Seniorin in der Pension aber nicht, denn Öttl hat eine Mission: Sie kämpft für den Erhalt des Mariazellerweges in Paudorf, Bezirk Krems-Land. Ein Anrainer hat ein Stück des Pfades wegbaggern lassen und einen Zaun aufgestellt. Nun sammelt die Paudorferin Unterschriften gegen diese Aktion. 213 Bürger haben bereits unterschrieben. Demnächst könnte die Causa vor Gericht landen.

Seit 1360 gibt es in Paudorf den "Zellerweg", wie Einheimische ihn nennen. Schon im Mittelalter sind Menschen auf der Route gepilgert, um nach Mariazell zu gelangen. In den vergangenen Jahren wurde der Weg vor allem von den Paudorfern genutzt. "Viele Kinder, die zur Schule gehen, waren am Zellerweg unterwegs. Jetzt muss man über die Hauptstraße ausweichen", sagt Öttl.

Hinter der Aktion, die für so viel Aufregung sorgt, steckt ein neuer Hausbesitzer. Er ließ die Wegtrasse, die über seinen Grund und Boden läuft, abtragen. Nun ist der Pfad von einem Zaun umgeben. Auf einem Schild steht: "Kein Durchgang! Ich gehe auch nicht über ihr Grundstück. Danke!" Der Eigentümer war für den KURIER nicht erreichbar.

Bürgermeister Leopold Prohaska zeigt sich kämpferisch. "Es gilt noch immer das Wegerecht. Wir werden Klage einreichen, der Gemeinderat wird sich mit der Causa befassen." Pater Udo Fischer hofft auf eine rasche Lösung: "Es wäre schade, wenn der Mariazellerweg nicht mehr benutzt werden kann."

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