Physiker Simon Gröblacher: Von Krems in die Welt der Quanten

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Simon Gröblacher. Der in Krems aufgewachsene Physiker forscht an der Uni Delft in Holland auf dem Gebiet der Quanten-Optomechanik.

Vielleicht haben Sie schon einmal von Schrödingers Katze gehört. 1935 ersann der österreichische Physiker Erwin Schrödinger das Gedankenexperiment einer Katze, die mit Gift in einer verschlossenen Kiste sitzt. Freigesetzt wird das Gift, wenn ein radioaktives Atom zerfällt. Wann das passiert, weiß man nicht. Klingt schräg, illustriert aber Quantenphysik. Die Katze „schwebt“ zwischen Tod und Leben – bis eine Messung durchgeführt wird, also jemand nachsieht.

In der Quantenwelt können Teilchen an zwei Orten zur gleichen Zeit sein, Physiker sprechen von „Superposition“. Das klingt alles wie Science-Fiction, ist aber weltweit Gegenstand intensiver Forschungen. Einer, der sich in diesem „Schwebezustand“ zu Hause fühlt und zu den weltweit anerkannten Experten zählt, ist Simon Gröblacher.

Frage der Größe

Der in St. Pölten geborene und in Krems aufgewachsene Physiker forscht und lehrt seit zehn Jahren in den Niederlanden an der renommierten Delft University of Technology und leitet hier das „Groeblacher Lab“. Dabei möchte er in neue Dimensionen vorstoßen. „Wie groß kann man ein System machen, um Quanteneffekte zu sehen“, erklärt Gröblacher.

„Groß“ ist relativ. Es bedeutet hier makroskopische Systeme, also winzig kleine, aber riesig im Vergleich zur Quantenwelt der kleinsten Teilchen. Es gehe in seiner Forschung um die Frage, ob Quantengesetze auch für Objekte gelten, die sich mit dem bloßen Auge sehen lassen.

Großes Potential

Jetzt kann man sich fragen, wozu braucht man das? Gröblacher und Forscher weltweit sind überzeugt, dass „das Potenzial sehr groß ist.“ Quantencomputer sollen etwa herkömmlichen Computern bei Weitem überlegen sein. „In zehn Jahren könnten erste Anwendungen möglich sein“, schätzt Gröblacher. Der „Quantensprung“ wird aber nicht den Heim-PC betreffen, sondern „spezifische Anwendungen.“ Eine Gefahr dabei ist die Datensicherheit. Die Computer der Zukunft könnten heutige Verschlüsselungen in Windeseile knacken. Gröblacher denkt aber an Anwendungen, „die für die Gesellschaft relevant sind.“ Das reiche von der Materialforschung über die Pharmazie bis zu Wettervorhersagen.

Interesse an Forschung und Wissenschaft zeigte der gebürtige Kremser schon früh. Im Studium „habe ich mit Astronomie begonnen, aber das war mit zu angewandt, da habe ich auf Physik umgesattelt“, sagt Gröblacher mit einem Schmunzeln. Sein Doktorat absolvierte er an der Uni Wien mit Auszeichnung, übrigens in einer Arbeitsgruppe von Professor Anton Zeilinger, der 2022 den Nobelpreis erhielt.

"Know-How aus Niederösterreich"

Gröblacher wurde 2020 mit dem Wissenschaftspreis des Landes NÖ ausgezeichnet. Und erhielt vor Kurzem Besuch von Landesvize Stephan Pernkopf. „Know-how aus Niederösterreich ist weltweit gefragt“, sagte dieser beeindruckt bei einer Führung durch das Labor.

Getroffen hat Pernkopf in Delft auch Viktoria Riha. Die junge Niederösterreicherin aus Wasenbruck (Bezirk Bruck/Leitha) studiert hier Nanobiologie und erhält dafür das Exzellenzstipendium des Landes NÖ. Riha „Ich freue mich unglaublich über dieses Stipendium. Es ermöglicht mir meinem Ziel, in der Forschung erfolgreich zu sein, näherzukommen.“ Pernkopf dazu: „Die Expertise von Wissenschaftspreisträgern wie Simon Gröblacher und der Tatendrang junger Talente wie Viktoria Riha zeigen, wie vielfältig und zukunftsweisend unsere Forschungslandschaft ist.“

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