Rekordmann
Elf Jahre danach bestritt Philipp Kaider erstmalig die Ultra-Rad-Weltmeisterschaften in der Kategorie 24-Stunden-Einzelzeitfahren und gewann überlegen mit einer Distanz von 856 Kilometern den Weltmeistertitel. 2023 durchquerte er in 19 Stunden Österreich mit dem Fahrrad von Feldkirch nach Nickelsdorf und stellte einen neuen Rekord auf. ln Borrego Springs in Kalifonien holte er zweimal (2022 und 2024) den Weltmeistertitel im 24-Stunden-Zeitfahren. Und in dem verschlafenen Wüstenort bereitete er sich nun auch auf das Race Across America vor.
Training bei 46 Grad
„Generell verlief die Vorbereitung wirklich sehr gut. Ich war heuer nur einmal kurz krank und auch in Amerika ist jetzt es gut verlaufen. Die heißen Temperaturen von bis zu 46 Grad habe ich mir viel unangenehmer vorgestellt. Aber nachdem es so eine trockene Hitze ist, merkt man gar nicht, wie viel man schwitzt, und es kommt einen nicht so heiß wie im Mittelmeerraum vor“, erzählt Kaider von der Vorbereitung.
Eine Woche vor Start bekam er aber Zahnschmerzen und es musste kurzfristig ein Zahnarzt im zwei Stunden entfernten San Diego aufgesucht werden. „Eine Wurzel bei einem Zahn ist gebrochen und darunter hat sich ein Abszess gebildet hat“, so Kaider. Eine Operation hätte eine große Wunde bedeutet, mit Medikamenten wurde die Entzündung in den Griff bekommen und der Zahnarztbesuch wurde auf zu Hause verschoben.
Schlafentzug und Hitze
Denn volle Konzentration gilt jetzt dem Rennen. „Zuerst heißt es mal, nach dem Start in den Tritt zu kommen. Ich muss meinen eigenen Rhythmus finden und dann schauen wir, wie es läuft. Ultracyclingrennen sind so lange, da kann so viel passieren und der beste Plan war bis jetzt immer noch, dass ich drauf schaue, dass ich gut trete und meine Leistung so gut wie möglich abrufe. Dann geht in der Regel alles gut und ich bin schnell“, sagt Kaider, der von einem 11-köpfigen Betreuerteam begleitet wird.
Als größte Herausforderung sieht er die Länge des Rennens, den damit verbundenen Schlafentzug und die klimatischen Bedingungen an. Das reicht von 50 Grad in der Wüste bis zum Gefrierpunkt auf 3.000 Metern Seehöhe in den Rocky Mountains. Mehr als 1.200 Kilometer geht es durch die Prärie. „Da ist absolut gar nichts“, so Kaider. Nach 4.000 Kilometern warten dann noch die Appalachen, „die sind wie eine sehr, sehr lange Südsteierische Weinstraße“, meint er schmunzelnd.
Vorbilder aus NÖ
Das RAAM ist das längste Rennen für den 39-Jährigen. Er ist übrigens nach Franz Spilauer und Andreas Dengler bereits der dritte Niederösterreicher, der bei diesem Rennen an den Start geht. Spilauer hat das Rennen als erster Nicht-US-Amerikaner 1988 in neun Tagen, sieben Stunden und neun Minuten sogar gewonnen.
Seine Tausenden Kilometer stellt Kaider übrigens „Bines Radl-Challenge“, einem Spendenprojekt der Hilfsorganisation „Sonne-International“ zur Verfügung. Jeder gefahrene Kilometer wird vom 23. Mai bis 27. Juni in wertvolle Spenden für den Fortbestand der „Sonne-Schulen“ in Bangladesch umgewandelt. Sein Sponsor, die Druckerei Gerin, wird dabei seine Kilometer in Geld aufwiegen.
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