Bariton Stefan Zenkl: Was Bach und Nirvana verbindet

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Der niederösterreichische Bariton liebt Barockmusik und Mozart-Opern ebenso wie Grunge-Musik – und seine Heimatstadt St. Pölten. Heute singt er in der Haydnregion.

„Ich habe schon immer Freude am Singen und an der Musik gehabt“, sagt Stefan Zenkl. Um gleich zu konkretisieren: „Bewegt haben mich da viele. Johann Sebastian Bach genauso wie Kurt Cobain. Jede Musik, die Wucht und Intensität hat, fasziniert mich.“

In seinem eigenen musikalischen Wirken sind es Klassik und Kirchenmusik, heute singt der Bariton beim Klassik-Festival „Haydnregion“ in Bruck/Leitha ein Werk eines seiner weiteren „Lieblinge“ – Haydns „Die Jahreszeiten“.

In die Wiege gelegt wurde die Musik Zenkl nicht – jedenfalls auf den ersten Blick. Der Vater ist Ingenieur, der Großvater führt das Wirtshaus „Zum weißen Schwan“ in St. Pölten und der Urgroßvater eine Fleischerei in Loosdorf. Auf den zweiten Blick gibt es aber sehr wohl eine familiäre Prägung: „Meine Großmutter war Klavierlehrerin und mein Urgroßvater soll ein sehr guter Sänger gewesen sein.“

Anfänge im Schulchor

In die Schuhe des Uropas trat Stefan Zenkl das erste Mal in der Schule. „Ich habe im Schulchor mitgesungen, dann haben wir die Johannespassion aufgeführt. Ich war begeistert. Da hat es angefangen, da habe ich ein Gefühl dafür bekommen.“

Und so ging Zenkl seinen musikalischen Weg: Nach der Matura am Stiftsgymnasium Melk studierte er an der Musikuniversität Wien und schloss sein Studium an der Musikhochschule Basel ab. In der Schweiz blieb er zunächst hängen, gehörte dann dem Ensemble der Staatsoper Hannover an, um später an verschiedenen Häusern wie dem Stadttheater Klagenfurt tätig zu sein. „Das waren insgesamt rund zehn sehr interessante Wanderjahre. Aber dann habe ich mir gedacht: Es ist Zeit. Ich wollte nämlich schon immer Familie haben.“

In St. Pölten angekommen

Sein Leben bestehe aus „lauter kleinen Punkten, und am Schluss kommt auch noch Glück dazu“. Das zeigte sich, als Zenkl dann seine heutige Frau kennenlernte und zurück an die Traisen zog. „Wir leben seit zehn Jahren hier und sind wirklich angekommen“, streut der zweifache Familienvater seiner alten und neuen Heimatstadt Rosen. „St. Pölten ist nicht zu unterschätzen und es ist für mich beruflich auch gar kein Nachteil.“

Durch die gute öffentliche Verbindung sei er schnell in Wien oder auch im Westen. Längere Engagements an Opernhäusern gehen da natürlich nicht mehr, aber „man muss wissen, was man will. Ich singe eben mehr Konzerte. Außerdem haben wir in Niederösterreich so viel Kultur. Man kann hier sehr gut und auf höchstem Niveau Musik machen.“

Musikalisches Zentrum

Musik auf höchstem Niveau wird auch bei der Konzertreihe Haydnregion geboten, wo Zenkl heute in der (schon ausverkauften) Pfarrkirche Bruck/Leitha Haydns „Jahreszeiten“ singt. „Die Region war ja damals Zentrum der europäischen Musik. Haydn hat sich mit Beethoven in Wien ausgetauscht, Mozart war da. Man hat sich gegenseitig beeinflusst“, sagt Zenkl. Die Jahreszeiten seien eines seiner Lieblingswerke. „Der Mensch und die Rücksicht auf die Natur stehen hier im Mittelpunkt, es hat also ein superaktuelles Thema“, freut er sich.

„Nebenbei“ leitet Zenkl den Motettenchor Herzogenburg und bemüht sich, Schubert in St. Pölten, wo der Komponist 1821 residierte, populärer zu machen. Und was er sich wünscht: „Mozarts Da-Ponte-Opern zu singen, die sind fantastisch.“

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