Phönix aus der Asche: Denkfabrik Glanzstoff

Es wäre ja einfach, so ein Gelände ertragsorientiert zu verwerten. Da Wohnungen, dort Betriebe, das ist aber nicht in meinem Interesse“, erklärt der Konzernherr. „Wir können uns nicht verkleinhäuseln.“ Für Cornelius Grupp, Chef der CAG-Holding und damit Glanzstoff-Eigentümer war Mittwoch „ein wirklicher Freudentag“ und Uni-Rektor Stephan Schmid-Wulffen rief „einen exzeptionellen Tag“ aus.

Viereinhalb Jahre nach dem verheerenden Großbrand mit darauf folgendem Jobverlust für 300 Arbeiter zieht pralles Leben in der leeren Glanzstoff-Fabrik ein. Die 2004 von der Wirtschaftskammer (WK) gegründete New Design University hat in einer revitalisierten, 2500 m² großen, Werkshalle eine „NDU-Fabrik“ etabliert. 120 Studenten für Grafikdesign und mediale Gestaltung sowie Innenarchitektur und 3-D-Gestaltung haben sie mit dem Wintersemester bezogen.

Vorerst auf zwei bis drei Jahre, bis das neue NDU-Hauptquartier beim WIFI fertig ist. Aber das hängt offenbar ganz davon ab, was die Jungdesigner an Ideen auch für die künftige Glanzstoff-Nutzung entwickeln.

London und Berlin

Schmid-Wulffen will „Landschaftsplaner und Architekten einladen“ und hofft, „dass junge Leute auch bald von London und Berlin zu uns kommen“. Und Grupp sieht in der NDU den Zündfunken zu einer Campuslösung. „Auch das MIT hat seine Kreativprogramme in Fabrikshallen begonnen.“ Er möchte „einen kleinen Stadtteil auf die Beine stellen, mit dem sich St. Pölten identifizieren kann“. Die NDU sei ein Punkt mit „Anspruch auf neue kulturelle und geistige Ansätze in der Landeshauptstadt“.

Die Privatuni selbst will groß hinaus. Von 311 auf 800 Studenten lautet das ambitionierte Ziel. WK-Direktor Franz Wiedersich: „Wir wollen einen internationalen Anspruch erheben.“ Die Kreativwirtschaft sei ein boomender Markt. Alleine in NÖ repräsentiere sie fast 12.000 Betriebe mit 50.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 5,8 Milliarden Euro. 314 Absolventen hat die NDU bereits, fast zwei Drittel sind Damen.