Pflegeheim: Protest gegen Coronapatienten in virusfreiem Haus

Das Landespflegeheim in Wiener Neustadt
Bedienstete wehren sich dagegen, Covid-19-Fälle nach Wiener Neustadt zu verlegen. Es fehle an Schutzausrüstung

Alten- und Pflegeheime in der Lombardei entwickelten sich während der Corona-Pandemie zu Todeszonen. Mit dem Wissen um die unglaublich rasante Verbreitung in den Heimen läuten im Wiener Neustädter Landespflegeheim derzeit die Alarmglocken. Denn wochenlang schaffte es die Einrichtung mit strengen Zutrittsregeln und Hygieneschritten frei von Coronafällen zu bleiben. Nun sollen aber positiv getestete Heimbewohner aus anderen Häusern in eine eigens geschaffene Isolierstation nach Wr. Neustadt verlegt werden. Intern stoßen die Pläne nicht überall auf Verständnis. Leitende Mitarbeiter und Angehörige von dort betreuten Bewohnern äußern massive Bedenken. Bis jetzt fehle immer noch ausreichend Schutzausrüstung für die Betreuung von Covid-19-Fällen, heißt es.

Wiener Neustadt ist eines von acht Pflege- und Betreuungszentren des Landes, das zu einem Schwerpunkthaus für Coronafälle erklärt wurde. „Bei der Festlegung der Standorte wurden verschiedene Kriterien herangezogen. Essenziell waren dabei unter anderem die räumlichen Ressourcen und die damit verbundene Möglichkeit, eine Personengruppe mit einem Höchstmaß an Sicherheit von anderen Bewohnern zu separieren“, sagt Bernhard Jany von der nö. Gesundheitsagentur.

Virus im Haus

Dem widersprechen allerdings Insider des Hauses. Es seien einfach sieben Betten auf der Station der Schwerstpflege frei gemacht worden. Die räumliche Trennung bestehe nur durch eine Türe, eine Schleuse gäbe es nicht. „Eine Unachtsamkeit reicht, und wir verbreiten das Virus im gesamten Haus“.

Der interimistische Leiter des Pflege- und Betreuungszentrums, Wolfgang Friessenbichler, kann die Sorgen der Belegschaft und der Angehörigen durchaus verstehen. „Allerdings wurden die Maßnahmen, für den Fall, dass wir positiv getestete Fälle bekommen, ganz detailliert besprochen und Richtlinien festgelegt. Es gibt ein Team an Mitarbeitern, das sich um die Coronapatienten kümmert. Von den anderen Bewohnern wird diese Mannschaft ferngehalten“, so Friessenbichler.

Hinter vorgehalter Hand geben Bedienstete allerdings zu bedenken, dass es bis jetzt an nötiger Schutzausrüstung fehle. „Bis heute haben wir nur Stoffmasken und keine der höchsten Schutzklasse. Warum bringt man positiv getestete Fälle nicht in freien Rehazentren unter und sorgt für eine gefährliche Durchmischung?“, so einige Bedienstete.

Angehörige wettern in sozialen Medien

Auch Angehörige von Heimbewohnern lassen ihrem Ärger in sozialen Netzwerken freien Lauf. Sie haben sich wochenlang von ihren Liebsten ferngehalten, um das Virus nicht ins Pflegeheim einzuschleppen. Dass jetzt Covid-19-Patienten direkt ins Haus gelegt werden, halten sie für einen "schlechten Scherz".

Laut Jany verstehe man die Aufregung. "Sie ist aber wirklich unbegründet. Denn nicht erkrankte Personen werden im Pflege- und Betreuungszentrum aufgenommen, sondern allenfalls positiv getestete Menschen, die klinisch unauffällig sind", so der Sprecher der nö. Gesundheitsagentur. Den Vorwurf, dass zu wenig Schutzausrüstung zur Verfügung stehen würde, weißt Jany zurück.

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