Pendlerstress auf Westbahnstrecke

Beklagt Verschlechterungen: Pendlergruppe um Brigitte Schirgenhofer (r.)
Bahnkunden müssen Auto in Reserve halten, um jederzeit pünktlich in den Job zu kommen.

Immer mehr Bahnkunden beklagen nach der letzten Fahrplanänderung für sie schlechtere Verbindungen auf der Westbahnstrecke. Zuletzt häuften sich vor allem Beschwerden aus Orten am alten Abschnitt im Bezirk Melk. Pendler, Eltern und Schüler kritisieren, dass sie nun für die täglichen Fahrten zur Schule oder zur Arbeit nach St. Pölten oder Melk deutlich mehr Zeit opfern müssen und viel öfter in Stresssituationen kommen.

Nach einer Bürgerinitiative aus Säusenstein in der Vorwoche steigt nun eine Pendlergruppe aus dem Raum Melk und Pöchlarn auf die Barrikaden. Es ist der REX 200 der um 8.36 Uhr von Melk nach St. Pölten fährt, der die Handelsangestellten strapaziert. "Früher ist der Zug um 8.26 Uhr abgefahren. Da war der Arbeitsbeginn um 9 Uhr kein Problem. Jetzt fährt der Zug erst um 8.36 Uhr, da wird es immer extrem knapp", sagt Brigitte Schirgenhofer aus Melk.

Trotz ÖBB-Jahreskarte müssten sie und viele andere Kollegen immer öfter auf das Auto ausweichen. "Wenn eine Verspätung angezeigt wird hetzen alle wieder auf den Parkplatz, um noch rechtzeitig zur Arbeit nach St. Pölten zu kommen. Der Samstagzug um 8.22 Uhr wurde überhaupt ersatzlos gestrichen. Da müssen alle den Pkw nehmen", beklagt sie.

Ähnliche Probleme hat Manfred Gleiss aus Krummnussbaum. "Der neue Fahrplan hat unserem Ort 20 neue Zugstopps gebracht. Doch genau die beiden Pendlerzüge um 7.25 Uhr und 8.15 Uhr nach St. Pölten wurden ersatzlos gestrichen." 23 Jahre fahre er per Bahn zur Arbeit, weshalb er sich auch an der Westbahn angesiedelt hat. "Jetzt bin ich erst wieder auf das Auto angewiesen."

Lisa Hackl aus Erlauf und Alexandra Kummer aus Pöggstall beklagen wie ihre Kollegen zudem, dass neuerdings die verwendeten alten Züge weit schlechteren Standard haben, als früher.

Probleme bekannt

Dem zuständigen Landesrat Karl Wilfing sind die Probleme bereits bekannt. Bereits in der Vorwoche hatte es massive Beschwerden von Pendlern aus dem Wiener Umland gegeben. Vergangenen Donnerstag gab es zwischen Wilfing und ÖBB-Chef Christian Kern eine erste Unterredung.

Eine Reaktion der Bundesbahnen gab es seither noch nicht, erklärt man im Büro Wilfing. ÖBB-Sprecher Christopher Seif verweist auf das neue Taktsystem sowie den Hauptbahnhof als neue Drehscheibe, was zu Herausforderungen führe. An Verbesserungen werde gearbeitet. Dafür gesteht man beim Land den ÖBB aber nur bedingt Zeit zu. "Eine Behebung der Missstände kann sich sicher nicht über Wochen ziehen. Die Pendler haben keine Zeit dafür", teilt ein Sprecher mit.

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