Oldtimer zu unrecht "entführt"

Oldtimer zu unrecht "entführt"
Das Gericht beurteilt die Sicherstellung eines alten "Ford T" durch den Nachlasskurator Hansheinz Lenze als unrecht.

Eine überraschende Wende bescherte das Landesgericht St. Pölten in einer skurrilen Erbschaftsstreitigkeit um einen 86 Jahre alten Ford aus dem Nachlass des Industriellen Peter Lisec aus dem Bezirk Amstetten. Einer Besitzstörungklage gegen einen Vorstand der Lisec-Privatstiftung wurde nun stattgegeben. Die Stiftung verwaltet das Erbe des erfolgreichen Konzernchefs.

Vorstandsmitglied Hansheinz Lenze hatte aus Sorge wegen eines befürchteten Verkaufs den "Ford T" , Baujahr 1925 , vor der früheren Lebensgefährtin von Lisec sicherstellen lassen.
Jetzt muss er den Oldtimer rückstellen und die Gerichtskosten tragen. Aber wem der wertvolle Wagen wirklich gehört ist weiter ungeklärt.

Der Waidhofner Bezirksrichter Reinhard Stöckler hatte die Klage von Renate Schlatter noch abgewiesen. Während einer Verhandlung hatte er den Streitfall als "schwindlige Geschichte" bezeichnet. Und die Umstände sind wirklich sehr komplex: Der nach dem Tod des Kommerzialrats als Nachlasskurator eingesetzte frühere Amstettener Bezirkshauptmann Lenze war auf ein Inserat aufmerksam gemacht worden, in dem der "Ford T" zum Verkauf angeboten wurde. In Absprache mit seinen Vorstandskollegen ließ er den Wagen aus der Garage jenes Hauses schleppen, in dem Lisec früher mit Schlatter wohnte. Die Frau ließ sich die Aktion in ihrem Haus nicht gefallen und klagte auf Besitzstörung. Sie habe den Autokauf selbst zur Hälfte mitfinanziert und den Wagen nicht verkaufen wollen, erklärte sie vor dem Richter. Weil Lisec den Kauf persönlich abgewickelt habe, gab es von ihr keine Unterschrift auf einem der letztendlich drei vorhandenen Kaufverträge, argumentierte die Klägerin.

Pflicht

Lenze wiederum erklärte er habe Feuer am Dach gesehen, als er das Verkaufsinserat entdeckt habe. "Ich habe im Auftrag des Stiftungsvorstands gehandelt. Der Wagen findet sich in der Aufstellung der Erbmasse, es ist meine Pflicht diese zu sichern", sagte der Ex-Bezirkschef im KURIER-Gespräch.

Das im Rechtsmittelsenat des Landesgerichts gefasste Urteil ist im gegenständlichen Streit nicht mehr anfechtbar. Es klärt aber nicht, wem das Auto jetzt wirklich gehört. "Es wurde nicht über die Eigentumsverhältnisse entschieden, sondern nur befunden, dass der letzte ruhige Besitz gestört wurde", erklärt Landesgerichtspräsident Franz Cutka.
Damit zeichnet sich die nächste Runde vor dem Kadi ab. Lenze, der das Urteil noch nicht persönlich kennt, kündigt an, dass die Stiftung nun auf Herausgabe des "Ford T" klagen werde.

Kommentare