ÖVP-Spitzenkandidat Krammer: "Keine Aufträge für Büro Krammer"
Fast ein Jahr lang hieß es, die ÖVP Krems sucht ein neues Gesicht für die Gemeinderatswahl 2017. Sie sitzen seit 1997 im Gemeinderat, haben Sie die Rolle eines Notnagels eingenommen?
Krammer: Ich bin kein Notnagel, sondern der Spitzenkandidat einer starken Mannschaft. Nachdem wir alles durchbesprochen hatten, wurde ich am 28. Mai ohne Debatte vom Stadtparteivorstand einstimmig zum Spitzenkandidaten gewählt. Wäre ich tatsächlich ein Notnagel, dann hätte es weitere Diskussionen gegeben, gab es aber nicht. Der interne Prozess hat uns gut getan, weil jetzt eine Geschlossenheit da ist und wir wieder als Team auftreten können.
Sie fühlten sich zuletzt missverstanden. Deswegen nochmals die Frage, wollen Sie Bürgermeister werden, ja oder nein?
Ganz offen, jeder Spitzenkandidat, der etwas umsetzen will, will natürlich auch Bürgermeister werden. Aber das Wichtigste sind die Anliegen der Kremser. Daher führen wir einen Themenwahlkampf. Der Wähler entscheidet, in welcher Rolle er unser Team und mich sehen will.
Sie sind Baumeister und langjähriger Stadtpolitiker, wie wollen Sie als Bürgermeister sicher stellen, dass ihre Firma keinen Wettbewerbsvorteil durch die Kremser Gemeinde hat?
Sollte ich an die Spitzenposition gewählt werden, ziehe ich mich komplett aus meinem Beruf zurück. Denn in Krems ist es notwendig, dass sich ein Bürgermeister voll und ganz seiner Aufgabe widmet. Und dort, wo die Stadt einen direkten Einfluss auf die Vergabe von Aufträgen hat, wird es keine Aufträge an das Büro Krammer geben.
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Die SPÖ kritisiert, dass die ÖVP bei der Umsetzung einer neuen „Grünen Zone“ blockiert hätte?
Der Chef schafft an. Und wir wissen, wer das derzeit ist. Es ist lächerlich, zu glauben, dass wir schuld sind. Unsere Vertreterin war eine von acht oder zehn Personen in der Arbeitsgruppe, in der alle Parteien gesessen sind. Schlussendlich hat man die Bürger befragt, und die haben das Ergebnis der Arbeitsgruppe klar abgelehnt. Es ist aber mutig, daraus den Schluss zu ziehen, dass die Bürger mit der bestehenden Parkordnung glücklich und einverstanden sind. Mit der aktuellen Situation kann man nicht zufrieden sein.
Wie beurteilen Sie die vergangenen fünf Jahre?
Ein frischer Wind war von der SPÖ nicht zu spüren. Es wird nur repräsentiert. Wir müssen aber regieren. Ich habe in meinen Bereichen Finanzen und Wirtschaft intensiv gearbeitet. Dass die Schulden der Stadt um 35 auf 80 Millionen Euro sanken, ist einem Kurs zur Budgetkonsolidierung zu verdanken, den wir aber nicht erst 2012, sondern schon 2005 seitens der ÖVP eingeschlagen haben. Hätten wir damals das Spital nicht gegen den Widerstand der SPÖ abgegeben, wären wir jetzt finanziell mausetot. Die Stadt ist nicht pleite, seit zwei Jahren finanzieren wir uns aus Eigenmitteln, seither gab es keine Kreditaufnahme mehr.
Sie sprechen von Stagnation in der Innenstadt, sind aber seit 2002 selber Wirtschaftsstadtrat, warum haben Sie nicht früher die Initiative ergriffen?
Eine Erhebung zeigt, dass die Kundenfrequenz im Jahr 2005 noch bei 78.000 Personen pro Woche lag, zwischen 2012 und 2016 ist die Zahl von 74.000 auf 58.000 deutlich abgesackt. Daher läuten jetzt die Alarmglocken. Nicht nur eine Maßnahme kann die Innenstadt retten, sondern wir brauchen viele Schritte – dazu zählen einerseits Veranstaltungen, um die Besucher in der Stadt zu halten, andererseits ein City-Management, das die Organisation übernimmt, Impulse setzt und sich mit der Wirtschaft vernetzt. Dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen. Mein Motto lautet: „Wollen, planen, machen.“
Können Sie sich vorstellen, dass die Utzstraße vom Parkhotel bis zur B-3 verlängert wird?
Der gesamte Verkehr ist ein Riesenthema, weil in diesem Bereich zuletzt viel versäumt wurde. Um die Innenstadt an die S-5 bzw. B-3 anbinden zu können, benötigen wir nicht nur ein Gesamtkonzept, bei dem auch die Rolle der B-37 – Stichwort Waldviertel-Autobahn – integriert sein muss, sondern auch das Land als Kooperationspartner, weil die Stadt ein solches Projekt finanziell nicht alleine stemmen kann. Gleichzeitig ergibt sich dadurch die Chance, die Stadt in Sachen Freizeit und Erholung näher an die Donau zu bringen.
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