139 Millionen Euro für Zugverkehr
Mehr Menschen sollen umsteigen. Und zwar vom Auto auf den Zug. Das ist das erklärte Ziel von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), dem zuständigen Landesrat Karl Wilfing (ÖVP), und Christian Kern, dem Vorstandsvorsitzenden der ÖBB. Gemeinsam stellten Bund, Land und ÖBB gestern, Donnerstag, den zweiten Teil der sogenannten "Bahnhofsoffensive" vor. Insgesamt knapp 139 Millionen Euro werden in die Modernisierung von Bahnhöfen, den Neubau von Park&Ride-Anlagen und in die Regionalbahnen investiert. 110 Millionen Euro davon werden die ÖBB tragen, 24 Millionen Euro will das Land Niederösterreich zahlen, 4,5 Millionen Euro entfallen auf die Gemeinden. im Zuge des ersten Teils der Bahnhofsoffensive wurden seit 2009 bereits 13 von damals geplanten 18 Bahnhöfe in Niederösterreich umgebaut – die Modernisierung der letzten fünf soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Konkret sieht der zweite Teil der Offensive jetzt vor, bis zum Jahr 2018 16 Bahnhöfe in Niederösterreich (siehe Grafik) umzugestalten. Sie sollen moderner und barrierefrei werden. Investiert wird etwa in Blindenleitsysteme, Aufzüge oder die Erneuerung von Bahnsteigen. 53 Millionen Euro will der Bund dafür hergeben, das Land soll sich mit 10,6 Millionen Euro beteiligen.
Bis zum Jahr 2025 sollen außerdem 24 neue P&R-Anlagen gebaut und fünf weitere renoviert werden. Das soll 3500 neue Stellplätze für Autos und 1300 neue Stellplätze für Zweiräder schaffen. Schon jetzt müssen etwa die Pendlerparkplätze beim neuen Bahnhof Tullnerfeld um 300 aufgestockt werden. Die Gesamtkosten für die Erweiterung der P&Ride-Anlagen belaufen sich auf 36 Millionen Euro. Derzeit gibt es in NÖ 55.000 Stellplätze – das seien mehr, als in allen acht anderen Bundesländern zusammen.
Regionalverkehr
Verkehrsministerin Doris Bures erklärte, dass ÖBB, Land und Ministerium "konsequent daran arbeiten, mehr Menschen auf die Bahn zu bringen." Und das "trotz angespannter Budgetsituation".
Investiert werden soll auch in den Regionalverkehr. Für die Attraktivierung von Erlauftalbahn, Traisentalbahn, Kamptalbahn, und Puchbergerbahn richtete Pröll eine Arbeitsgruppe ein. Sie soll bis 2015 ein Konzept erarbeiten. Ziel ist es, etwa Intervalle zu verkürzen und die Sicherheit auf den Regionalbahnhöfen zu erhöhen. Bis 2015 sollen laut Landesrat Karl Wilfing auch 35 neue Triebwagen eingesetzt werden.
Durch den Ausbau des Wiener Hauptbahnhofs (ehemals Südbahnhof) zur Hochleistungsstrecke werde die Südregion entlang der Pottendorfer Linie "ausgehungert". Die Fahrzeit werde dann um 25 Minuten länger, weil jene Schnellbahnzüge, die bisher bis zum Bahnhof Meidling gefahren sind, wieder am Hauptbahnhof enden. Mühsames Umsteigen sei die Folge. Das kritisiert die Interessensgemeinschaft "Lebensqualität und Stadtverkehr Ebreichsdorf" als "Anti-Pendler-Paket". Und man wehre sich auch gegen die Schließung des Bahnhofs Weigelsdorf (Bezirk Baden).
ÖBB und Land Niederösterreich können die Kritik nicht nachvollziehen. "Dass der Bahnhof Meidling angefahren wurde, war immer nur eine vorrübergehende Maßnahme während der Arbeiten am Wiener Hauptbahnhof. Wir stellen jetzt nur wieder den ursprünglichen Zustand her", sagt ÖBB-Chef Christian Kern. "Die Benachteiligung, die man hier zu erkennen glaubt, ist rein subjektiv."
Dass der Bahnhof Weigelsdorf ab der Inbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofes nicht mehr angefahren wird, werde zwar überlegt, noch sei aber nichts fixiert. Laut Verkehrslandesrat Karl Wilfing könne "von einer Verschlechterung nicht die Rede sein": Dass die Beschleunigung einer Strecke auf Kosten mancher kleiner Haltestelle gehe, sei nicht zu verhindern.
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