Öffi-Kunden wollen "zwicken"

Seit 1. Jänner sind die Entwerter in Niederösterreich endgültig abgedreht
Aus für Entwerter im Wiener Umland regt auf / VOR prüft Alternative mittels Handy.

Mit 1. Jänner wurden im Wiener Umland im Zuge der Mitte 2016 gestarteten Tarifreform rund 140 Fahrkarten-Entwerter endgültig abgedreht. Doch nicht wenige Öffi-Kunden aus Niederösterreich wollen bei Fahrten nach Wien dort weiter Streifenkarten (etwa die 8-Tage-Klimakarte oder auch die 2-Fahrten-Seniorenkarte) verwenden. Die sind zwar nach wie vor erhältlich, doch außerhalb Wiens kann man sie nicht mehr entwerten. An der Kernzonengrenze, etwa in Liesing, aussteigen, die Streifenkarte "zwicken" (in Wien gibt es ja Entwerter) und mit dem nächsten Zug weiterfahren, ist auch wenig sinnvoll.

Heftige Reaktionen

Ein KURIER-Bericht über diese Problematik schlug Wellen. Die Mödlingerin Renate Rosecker kritisierte, dass sie die 8-Tage-Klimakarte nicht mehr bei Fahrtantritt entwerten und somit nutzen kann. Damit war sie für 4,80 Euro einen ganzen Tag in Wien unterwegs. Die Alternative, das Day-Ticket kostet mehr. Aber auch der 2-Fahrten-Seniorenfahrschein ist in NÖ praktisch "entwertet". Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes, spricht von einem "Schildbürgerstreich". Erklärung: Die Streifenkarte ermöglicht über 62-Jährigen zwei Fahrten zu 2,80 Euro (statt Normalpreis 4,40 Euro) in Wien. Nur, wenn man mit der Bahn von außerhalb Wiens in die Bundeshauptstadt fahren will, kann man die Streifenkarte eben nicht mehr entwerten. Korosec fordert eine Nachbesserung.

Ein KURIER-Leser ärgert sich: "Ich fahre von Brunn am Gebirge in unregelmäßigen Abständen mit den ÖBB nach Wien. Bis jetzt kostete dies hin und retour mit der Wien-Senioren-Karte insgesamt 6,20 Euro. Da man die Karte aber nicht mehr entwerten kann, kostet die Fahrt nunmehr 7,80 Euro." Etwas komplizierter Hintergrund: Mit einem ermäßigten Seniorenticket würde die Fahrt auch jetzt nicht mehr kosten. Doch dafür braucht man eine Vorteilscard Senior und die kostet 29 Euro jährlich. Für die 2-Fahrten-Seniorenkarte hingegen genügt ein (Senioren-)Ausweis.

Alternative in Arbeit

VOR-Sprecher Georg Huemer gibt zu, dass "es ein emotionales Thema ist, das wir unterschätzt haben". Denn nicht nur beim KURIER, auch beim Verkehrsverbund Ostregion gab es viele Reaktionen. Insgesamt gesehen seien es zwar relativ wenige, die betroffen sind, doch "die Situation ist uns bewusst, dass es anscheinend das Bedürfnis gibt, die Streifenkarten weiter zu verwenden." Auch wenn Huemer auf die Vorteilscard Senior hinweist: "Das amortisiert sich schon mit wenigen Fahrten."

Das "Zwicken" ist nun wieder ein Thema. Weil man die Entwerter in NÖ kaum reaktivieren kann, prüft der VOR derzeit, ob eine andere Lösung möglich ist. "Wir versuchen, eine zeitgemäße Alternative zu entwickeln", so Huemer. Denkbar ist das "Zwicken" mittels Handy. "Es wird mit mobilem Payment zu tun haben und soll eine stabile und einfache Lösung sein. Das Ticket soll auf Knopfdruck entwertet werden können." 2017 wird es aber noch nicht soweit sein.

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