„Notruf-Auge“ per Handykamera ermöglicht Rettungskräften „Live-Einstieg“
Betroffene von medizinischen Notfällen und Ersthelfern will „Notruf Niederösterreich“ ab sofort mit neuen technischen Mitteln unterstützen und entlasten. Konkret können die Helfer über die Handys der Hilfesuchenden wertvolle zusätzliche Erstinformationen einholen. Als erste Notrufleitstelle Österreichs integrieren die Niederösterreicher das System „Emergency Eye“. Die neue Software stellt einen technischen Etappensprung in der Notfallalarmierung dar.
Die neue Software ermöglicht es dem Disponenten in der Leitstelle auf die Funktionen des Smartphones des Anrufers zuzugreifen. „Natürlich nur, wenn dieser ausdrücklich zustimmt“, versichert der Vorsitzende des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (Nögus) Christoph Luisser (FPÖ). Ist der Zugriff gestattet, können mithilfe der Handykamera aufschlussreiche Bilder oder Videos angefertigt werden. Aber auch die genaue Standortbestimmung wird für den Disponenten in der Leitstelle leichter möglich. Die neue Software, die nach einer längeren Testphase bereits eingesetzt wird, beschere eine Reihe von Vorteilen, versichern Luisser und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).
Zeitersparnis
Die neue Plattform kann in erster Linie lange Erkundungsgespräche des Notrufempfängers am Alarmpult entscheidend abkürzen und ihm helfen, Fehleinsätze zu vermeiden und andererseits die richtigen Rettungsmittel an die Einsatzstelle zu schicken. Der Disponent ist nicht mehr so sehr darauf angewiesen, dass der gestresste Anrufe die Situation vor Ort richtig erkennt und darüber korrekt übers Handy berichtet.
Zwei Millionen Anrufe
Bei zwei Millionen Anrufen, die Notruf NÖ pro Jahr auch für den „Notruf 144“ und den ärztlichen Nachtnotdienst 141 in NÖ abwickelt, ermögliche „Emergency Eye“ eine Effizienzsteigerung, sind sich Rettungsmanager und Politiker einig.
Neben der Notfallmedizin, in der der Zeitfaktor eine große Rolle spielt, bekämen die Bereiche Telemedizin und Gesundheitsberatung eine zusätzliche Chance, ist Königsberger-Ludwig überzeugt. Bilder von Hautausschlägen oder anderen Symptomen ließen sich schwer mit Worten beschreiben, sind nun aber mittels kurzer Videos weit besser aus der Ferne zu diagnostizieren.
Notruf NÖ-Geschäftsführer Josef Schmoll wies noch auf zwei weitere Pluspunkte der neuen Software hin: Der Disponent kann in zwölf Sprachen mit dem Anrufer kommunizieren. Er stellt dem Anrufer mündlich auf Deutsch Fragen und das Gegenüber antwortet im Chat schriftlich.
Dritter Teilnehmer
Ebenso kann ein dritter Partner zur Teilnahme eingeladen werden. So können etwa Fachärzte in Spitälern zur Bewertung der Situation und zur weiteren Vorgangsweise hinzugezogen werden.
An der nächsten Erweiterung wird bereits gearbeitet. Beim NÖ Landesfeuerwehrverband wird gerade eine Schnittstelle eingerichtet, damit bei Einsätzen eine Kommunikation über das „Emergency Eye“ möglich wird.
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