NÖ will mit Stipendium für mehr Landärzte sorgen

Hausärztinnen und Hausärzte sind für viele Vertrauenspersonen.Sie können Impfkritiker am ehesten erreichen, vor allem, indem sie zuhören und sie ernst nehmen.
„Ich wollte schon immer am Land praktizieren“, sagt Michael Fischer, Medizinstudent aus dem niederösterreichischen Emmersdorf. Ein Wunsch, den nur wenige seiner Studienkollegen teilen: Der Beruf des Hausarztes ist für viele junge Menschen unattraktiv geworden, sie ziehen ein Anstellungsverhältnis in einem Spital oder die Forschung vor.
Nun prescht Niederösterreich mit einem neuen Modell vor, das die Versorgung am Land durch Kassenärzte sichern soll: Ab Herbst wird ein Landarztstipendium angeboten, die Kosten werden vom Land NÖ getragen. Einer der Bewerber wird Michael Fischer sein, der auch bei der Präsentation des neuen Angebots in Klosterneuburg dabei war.

Eichtinger, Mikl-Leitner und Polaschek (v. l.) präsentierten das neue Stipendium. Auch dabei: Medizinstudent Michael Fischer
„Eine ortsnahe medizinische Versorgung ist ein großer Wunsch der Bevölkerung“, sagt ÖVP-Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Das neue Stipendium zielt darauf ab, jungen Menschen eine Tätigkeit in Niederösterreich schmackhaft zu machen. Es richtet sich an Studenten im vierten bis sechsten Jahr der Humanmedizin und wird für maximal 48 Monate vergeben.
923 Euro pro Monat
Die Stipendiaten erhalten 923 Euro pro Monat, ohne dabei auf andere Studienbeihilfen verzichten zu müssen. Außerdem werden für sie Turnusplätze reserviert, nach ihrer Ausbildung erhalten sie drei Stellenangebote in niederösterreichischen Gesundheitseinrichtungen. Die Gegenleistung: Die Bewerber verpflichten sich vertraglich, fünf Jahre in Niederösterreich zu arbeiten.
Orientiert hat man sich bei diesem Modell an Deutschland, so ÖVP-Landesrat Martin Eichtinger. Die Bewerbungen werden über Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung – kurz OeAD – abgewickelt.
Eine Kommission entscheidet über die Vergabe, neben dem Studienerfolg seien dabei eine „Verbundenheit zum Land Niederösterreich“ und soziales Engagement entscheidend. Für das neue Studienjahr ist eine Bewerbung zwischen 1. August und 11. September möglich.
Wichtiges Instrument
Laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) gibt es auch in anderen Bundesländern Interesse an dem Modell, aber noch keine konkreten Pläne. Für ihn sind Landarztstipendien „eines der wichtigsten Instrumente, um dem Ärztinnen- und Ärztemangel Herr zu werden“.
Damit könnte – zusammen mit dem Ausbau der Studienplätze – die Pensionierungswelle bis zum Jahr 2030 abgemildert werden. Polaschek schätzt das Potenzial des neuen Stipendiums auf 150 Studierende pro Jahr.
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