Am Dienstag war Spatenstich für das 170 Millionen Euro Mammutprojekt der ÖBB. Da die Bahnlinie mitten durch dicht besiedeltes Wohngebiet in der Stadt führt, gehen mit dem Bau weitreichende Einschränkungen, Lärm- und Verkehrsbelastung einher.
Im Wohngebiet
Nicht weniger als vier wichtige Eisenbahnbrücken bzw. Unterführungen müssen für den Ausbau gesperrt und der Straßenverkehr dafür umgeleitet werden. "Leider müssen die meisten Maßnahmen im dicht verbauten Wohngebiet stattfinden“, sagt Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG.
40 Züge pro Stunde
Am Hauptbahnhof Wiener Neustadt laufen sechs Bahnstrecken ineinander. Die Stadt ist einer der Taktknoten mit den meisten Zugankünften in Österreich. In der Morgen- und Abendspitze halten 40 Züge pro Stunde, also ein Zug alle eineinhalb Minuten.
Der Ausbau sei dringend notwendig, weil die Südbahn und die Pottendorfer Linie viergleisig nach Wiener Neustadt kommen, am Nordkopf der Stadt allerdings nur mehr drei Gleise bis zum Bahnhof führen.
"Dadurch haben wir ein Nadelöhr“, erklärt Engel. Mit dem vierten Gleis wird die Kapazität erhöht, um eine effizientere und flexiblere Einbindung der Züge zu ermöglichen. In Zukunft wird der Fernverkehr auf die Pottendorfer Linie umgelegt, damit auf der Südbahn mehr Nahverkehrszüge fahren können.
Die Errichtung neuer Weichenverbindungen bringt darüber hinaus vielfältigere Ausweichmöglichkeiten im Störungsfall und damit weniger Betriebseinschränkungen bei Unregelmäßigkeiten, so die ÖBB.
Lärmschutz auf dem neuesten Stand
Auch wenn es vier harte Jahre werden, sei der Ausbau des Hauptbahnhofs "ein wichtiger Schritt für die Entwicklung unserer Stadt. Er wird die Mobilität und Erreichbarkeit von Wiener Neustadt und der gesamten Region verbessern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für den Nahverkehr schaffen“, so Schneeberger. Sind die Baumaßnahmen erst überstanden, werde die Lebensqualität der vielen Anrainer durch moderne Lärmschutzmaßnahmen verbessert, meint Engel.
Wie FPÖ-Landtagsabgeordneter Philipp Gerstenmayer betont, sei das vierte Gleis die Grundlage, dass Pendler ab 2030 im 15-Minuten-Takt und in rund 30 Minuten zwischen Wien und Wiener Neustadt verkehren.
Für den Straßenverkehr im Stadtgebiet bringe das Ausbauprojekt außerdem entscheidende Vorteile. Die Unterführung in der Pöckgasse werde in Zukunft auch von Lkw und größeren Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr passierbar sein, was bisher nicht möglich war.
Stützmauern nötig
Der Baubereich erstreckt sich von der Höhe Wiener Straße (B17) über mehrere Kilometer durch das Flugfeld, die Josefstadt und Teile der Innenstadt. Für das vierte Gleis muss der Bahnkörper von Höhe der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) bis zur Kollonitschgasse verbreitert und über eine Länge von 1,2 Kilometern mit Stützmauern gesichert werden. Zwischen Höhe Pernerstorfer Straße und Wiener Straße (B17) sind neue Lärmschutzwände mit einer Höhe von rund zwei Metern vorgesehen.
Lärm, Staub und Erschütterungen
Die Hauptarbeiten beginnen diese Woche und dauern bis 2029. In der ersten Phase wird bis Oktober 2025 eine Baugrubensicherung für die Stützmauern errichtet. Diese Baugrubensicherung besteht aus einer Spritzbetonwand, die durch Anker gesichert wird. Während der Bauarbeiten kann es zu Lärm-, Staub- und Erschütterungsbelastungen kommen, warnt die ÖBB.
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