Eltern protestieren gegen Hort-Tarife: Gemeinde Gänserndorf prüft Anliegen

portrait of female teacher, leaning at corridor wall, running children in background
Eltern wünschen sich, dass die neue Hortregelung noch einmal überarbeitet wird - bei Tarif für Spezialmenü lenkte die Gemeinde schon ein.

So gut besucht wie die September-Sitzung des Gänserndorfer Gemeinderats war noch kaum eine, die Besucherreihen waren voll besetzt. Überwiegend mit Eltern, die besonders auf einen Tagesordnungspunkt warteten, den Initiativantrag. Diesen hatten sie nämlich eingebracht, weil sie unzufrieden damit sind, dass in der Juni-Sitzung die Horttarife erhöht und - aus Sicht der Eltern - Verschlechterungen beschlossen worden sind.

Der Ärger war groß, eine Petition wurde ins Leben gerufen, das Ziel war ein Initiativantrag. Dieser ist gelungen und fand den Weg auf die Tagesordnung. Die Gemeinderäte sollen die Hortordnung noch einmal überdenken. Der abgeschaffte Geschwisterrabatt solle wieder eingeführt werden, ebenso wie der Kostendeckel bei der Ferienbetreuung und die flexiblen Abholzeiten. 

Keine Diskussion über Hortordnung im Gemeinderat

Wie berichtet haben sich diese Dinge mit dem Schuljahr 2025/26 geändert. Bürgermeister René Lobner (ÖVP) freute sich über das rege Interesse an der Gemeinderatssitzung, stellte aber gleich klar: Ein Diskussion über die Hortordnung würde es in diesem Format nicht geben. Die Stadt sei bisher gut damit gefahren, die Themen in den Ausschüssen vorzubesprechen, bevor sie in den Gemeinderat gehen. Darum verwies der Stadtchef den Initiativantrag in den Ausschuss von Stadträtin Ulrike Cap (SPÖ).

Er betonte aber, dass sich die Ausschussmitglieder dort bereits penibel mit der Thematik auseinandergesetzt hatten, bevor es zur Erhöhung der Tarife und zu einigen Änderungen gekommen ist. Die fixen Abholzeiten seien Wünsche der Pädagoginnen. "Sie haben gut argumentiert, darum haben wir es so gemacht", erklärte Lobner, der weiß, dass  Deutsch-Wagram, Strasshof oder Angern ebenso fix Abholzeiten vorgeben. 

10 Millionen in 10 Jahren in Kindergärten investiert

Zudem führte er die finanzielle Situation der Stadtgemeinde aus. "Wir haben den vergangenen Jahren extrem viel in die Kinderbetreuung investiert." Zehn Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren für die Kindergärten ausgegeben. Weitere zehn Millionen Euro flossen in die Errichtung der Volksschule Gänserndorf-Süd, den Hort und die Hort-Erweiterung.

"Wir geben das Geld gern für unsere Kinder aus, unsere Mitarbeiter leisten tolle Arbeit."

von René Lobner

Bürgermeister Gänserndorf

Die laufenden Kosten für die Kinderbetreuung belaufen sich auf 3,5 Millionen Euro, so Lobner. Nur eine Million Euro Einnahmen werden bei den Kindergärten verzeichnet. Die Zahlen für den Hort hatte der Bürgermeister ebenfalls parat: Die Gemeinde gibt hier 1,3 Millionen Euro pro Jahr aus, bei Einnahmen von 700.000 Euro. "Darum mussten wir leider Maßnahmen setzen", spricht er von der Gebührenerhöhungen.

Lange an Anpassungen getüftelt

Damit liege die Bezirkshauptstadt dennoch im guten Mittelfeld. Bis 17 Uhr werden im Hort Kinder betreut, bei Kosten von 270 Euro monatlich für die Eltern. In der Nachbargemeinde Markgrafneusiedl zahlen die Eltern 338 Euro im Monat, der Hort ist nur bis 16 Uhr geöffnet, brachte der Stadtchef ein Beispiel. 

"Wir geben das Geld gern für unsere Kinder aus, unsere Mitarbeiter leisten tolle Arbeit", betonte Lobner. An der Anpassung sei lange getüftelt worden, es war immer klar, dass die Hort-Betreuung nie kostendeckend geführt werden könne.

Arbeitssitzung gemeinsam  mit den Eltern

Lobner versteht, dass die Eltern keine große Freude mit der Erhöhung haben, aber "die finanzielle Situation der Gemeinde hat sich massiv und drastisch verändert". 

Der Initiativeantrag werde im Ausschuss behandelt, Cap schlug zudem vor, dass vor der Ausschusssitzung eine Arbeitssitzung im erweiterten Kreis stattfinden solle. Daran können auch Elternvertreter teilnehmen. Lobner wollte den Eltern aber keine falschen Hoffnungen machen: "Am pädagogischen Konzept und den Abholzeiten wird sich nichts ändern." Ein Punkt, der aber noch in der gleichen Sitzung geändert wurde, betraf das Essensgeld.

Bei Laborbefund kein Aufpreis für Essensgeld

Hier beschloss der Gemeinderat im Juni einen Aufschlag von 3,50 Euro für Spezialmenüs. Das war NEOS-Mandatar Lukas Turetschek bereits im Juni ein Dorn im Auge. Denn das bedeute, dass Eltern 70 Euro pro Monat mehr zahlen müssen, wenn ihr Kind aus medizinischen Gründen etwas anderes essen müsse. Im Sommer habe es keine Kinder gegeben, auf die das zutraf, sagte die Stadträtin damals. Das hat sich mittlerweile geändert. 

Darum reagierte die Gemeinde: Wer einen Laborbefund und ein ärztliches Attest vorlegen kann, muss keinen Aufpreis für die Sonderernährung zahlen. Das wurde einstimmig beschlossen, ebenso wie Lobners Antrag, den Initiativantrag in den Ausschuss zu verweisen. Dass es davor eine Arbeitssitzung im erweiterten Kreis geben werde, erhielt ebenfalls die Zustimmung aller Mandatare.

Kommentare