NÖ: Rückkehr in den Job ist für Krebspatienten oft wichtiger Genesungsfaktor

Eine langsame Rückkehr ins Berufsleben ist für Krebspatienten während oder nach der Therapie oft eine massive Unterstützung im Genesungsprozess
Eine sinnerfüllte Beschäftigung mit der Rückkehr ins Arbeitsleben ist für rekonvaleszente Krebspatienten vielfach ein positiver Genesungsschritt. Weil allein in Niederösterreich jährlich rund 9.300 Menschen an Krebs erkranken, rückten Expertinnen und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zum Weltkrebstag (4. Februar) den großen Wert des Wiedereinstiegs in den Job als Unterstützung bei der Gesundung besonders in den Blickpunkt.
Während in ganz Österreich jährlich rund 46.000 Menschen an Krebs erkranken, waren es allein in Niederösterreich im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 rund 9.350 Neuerkrankungen. 40 Prozent der Betroffenen befinden sich vom Alter her in der Ausbildung oder im Erwerbsleben.
Wiedereinstieg
"Die psychosozialen Auswirkungen einer Krebserkrankung haben wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen“, sagte Königsberger-Ludwig. Die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit während oder nach der erfolgten Krebsbehandlung spiele bei vielen Patienten eine wichtige Rolle. Bestätigt würde das nun erstmals auch durch den Krebsreport 2024, in dem der Effekt einer Krebsdiagnose auf die Erwerbstätigkeit von Betroffenen untersucht wurde.
"Darin wird auch auf die Notwendigkeit flexibler Beschäftigungsmodelle hingewiesen, was angesichts der laufend steigenden Zahlen der Erkrankten von großer Bedeutung ist“, betonte Königsberger-Ludwig. In diesem Zusammenhang nannte sie die bereits existierende Wiedereinstiegsteilzeit als wichtige Maßnahmen. Die werde allerdings noch immer nicht ausreichend genützt. Obwohl es das Angebot seit 2014 gebe, wurde es in NÖ bisher nur von rund 4.000 Krebserkrankten genützt, so Königsberger-Ludwig.

Claudia Altmann-Pospischek (Bloggerin u. Krebspatientin), Sabine Caslavka (Krebshilfe NÖ) Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (v.l.)
Um das Teilzeitmodell, bei dem mindestens zwölf Stunden pro Woche gearbeitet werden muss, auch nutzen zu können, muss der Arbeitgeber zustimmen. Dieser habe allerdings keinerlei Nachteile, weil das Unternehmen nur die geleisteten Stunden des Betroffenen bezahlen müsse, erklärte Sabine Caslavka von der NÖ Krebshilfe. Der Rest auf das zustehende Krankengeld wird von der Krankenkasse gezahlt. Mit der Möglichkeit des langsamen Einstiegs in den Job sei auch die Chance höher, länger wieder arbeitsfähig zu sein, so Caslavka.
Es sei motivierend wieder in ein sinnstiftendes Arbeitsumfeld zurückkehren zu können und auch Geld zu verdienen, um als Erkrankter nicht in die Armutsfalle oder in die Berufsunfähigkeitspension zu geraten, betonte auch die Brustkrebspatientin und Bloggerin Claudia Altmann-Pospischek den Wert der Wiedereinstiegsteilzeit.
Angesichts prognostizierter steigender Zahlen bei Krebspatienten forderte Königsberger-Ludwig: "Es ist für mich wirklich unumgänglich, dass wir versuchen einen Rechtsanspruch auf diese Wiedereinstiegsteilzeit durchzusetzen.“ Weiters forderte die Gesundheitslandesrätin einen wirksamen Kündigungsschutz für an Krebs erkrankte Arbeitnehmer.
Nach der Hiobsbotschaft "Sie haben Krebs“ sei es für Betroffene auch wichtig, Beratungs- und Hilfsangebote, etwa der NÖ Krebshilfe wahrzunehmen, empfehlen die Expertinnen dringend. Ein "Cancer Case Manager“ könne gleich nach der Diagnose wertvolle Unterstützung bieten.
Niederösterreich Schlusslicht bei Vorsorge
Trotz jährlich steigender Zahlen bei den Krebserkrankungen ist Niederösterreich bei der Nutzung der Vorsorgeuntersuchungen das Schlusslicht im bundesweiten Vergleich. Die Ärztekammer NÖ will deshalb das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Präventivuntersuchungen mobilisieren.
Bei den jährlich über 9.300 neuen Krebserkrankungen sind bei Männern der Prostata-Krebs und bei Frauen der Brustkrebs dominierend. Darm- und Hautkrebs folgen in den Fallzahlen. Bei 88 Prozent der Fälle handelt es sich um erstmalige Erkrankungen. Viele Krebsarten seien heilbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden, betonte NÖ Ärztekammerpräsident Harald Schlögel. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen seien entscheidend, weil frühzeitige Diagnosen die Heilungschancen deutlich verbessern.
Maßgebliche Untersuchungen sind eine Mammografie bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr, die alle zwei Jahre wiederholt werden sollte. Die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung soll bereits ab dem 18. Lebensjahr durchgeführt werden. Für Männer ab 50 wird eine regelmäßige Prostatakrebs-Früherkennung empfohlen. Für Frauen und Männer ist ab dem 50. Lebensjahr eine regelmäßige Darmkrebs-Früherkennung vorgesehen.
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