NÖ: Neue Pflegelehre spaltet Landesrätinnen von ÖVP und SPÖ

Sind sich bei neuer Pflegelehre uneinig: ÖVP-Landesrätin Teschl-Hofmeister und SPÖ-Landesrätin Königsberger-Ludwig (hier auf einem Archivbild)
Während Teschl-Hofmeister (ÖVP) Bundesregierung zur Eile mahnt, warnt Königsberger-Ludwig (SPÖ) vor Überforderung Jugendlicher und hohen Drop-out-Raten.

Der politische Riss zwischen ÖVP und SPÖ  in Niederösterreich macht auch vor der im Ministerrat beschlossenen Pflegelehre ab dem Herbst nicht halt. Nachdem Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) die Entscheidung  klar begrüßte, übte die SPÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig am Samstag deutliche Kritik.

Die in der früheren Landesregierung für ihre amikale und kooperative Zusammenarbeit bekannten Landesrätinnen sind sich zur vorgestellten Pilotphase für den Lehrberuf Pflege in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg nun aber gar nicht einig.

Neben dem Risiko der Überforderung und psychischen Überbelastung Jugendlicher in einem extrem fordernden Berufsfeld riefen vor allem die offenen Fragen zu Lehrinhalten und zur Qualifikation der Lehrenden Besorgnis hervor, tat Königsberger-Ludwig in einer Aussendung kund.

Drop-out-Rate

„Es gibt bereits ausreichend Berufe im Pflegebereich. Eine weitere drei- beziehungsweise vierjährige Ausbildung wird den Personalengpass nicht lösen. Vielmehr ist zu befürchten, dass die jungen Menschen überfordert werden und nicht im Beruf bleiben, obwohl wir so dringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege benötigen“, sagte Königsberger-Ludwig. Sie verweist dabei auf das Beispiel Schweiz. Dort liege die Drop-out-Rate im Rahmen dieser Ausbildungsschiene bei bis zu 60 Prozent.

senior woman with home caregiver

„Das neue System trägt weder dazu bei, die Personalprobleme zu lösen, noch die Attraktivität des Berufsbildes zu steigern“, so die SPÖ-Landesrätin. Eine weitere Ausbildungsschiene sei „nicht zielführend, sondern wird die Personalsorgen im Pflegebereich noch zusätzlich verschärfen“.

Von der für die Ausbildung der Gesundheitsberufe zuständigen ÖVP-Landesrätin Teschl-Hofmeister waren dagegen ganz entgegengesetzte Positionen zu lesen: „Wir haben lange auf diesen wichtigen Beschluss gewartet. Umso wichtiger ist, dass nun rasch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Zu diesem Zweck erwarte ich auch eine umfassende Einbindung der Bundesländer, um größtmögliche Abstimmung sicherzustellen“, erklärte Teschl-Hofmeister.

Christiane Teschl-Hofmeister

Landesrätin Teschl-Hofmeister

Geplant sei, dass die Pflegelehre bereits ab Herbst 2023 starten wird. „Eine Umsetzung bis Herbst ist aufgrund des engen Zeitkorsetts für alle Beteiligten äußerst fordernd. Vonseiten des Landes Niederösterreich und der Fachabteilung werden umgehend alle Hausaufgaben gemacht und notwendigen Schritte gesetzt, um den nächsten Schritt in der Ausbildung von Pflegekräften setzen zu können“, verkündete die ÖVP-Landesrätin weiters.

Man habe angesichts des Engpasses an Pflegekräften in den vergangenen Jahren bereits viel für das Aus- und Weiterbildungsangebot getan, so Teschl-Hofmeister.  Man wolle  so viele wie  möglich für einen Job im Pflegebereich begeistern.  Die aktuell tätigen Pflegekräfte sollen so entlastet  und gleichzeitig die Grundlage geschaffen werden, dass  in NÖ weiterhin hohe Qualität in diesem  Bereich gewährleistet werden könne.

Kein Allheilmittel

Teschl-Hofmeister: „Die Pflegelehre wird nicht das Allheilmittel sein, um den Fachkräftemangel zu beheben, aber sie ist ein weiterer, wichtiger Schritt, um den künftigen Bedarf an Pflegekräften decken zu können.“

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