Musikschule im Ybbstal veröffentlicht selbst harten Prüfbericht zu Finanzskandal

Zum Finanzskandal im Musikschulverband Waidhofen/Ybbstal ist nun Offenlegung und Transparenz die Devise: Die massiven und teils kuriosen Unregelmäßigkeiten, die in der Finanzgebarung der Kunst- und Musikschule aufgeflogen sind, können auch auf der Homepage genau nachverfolgt werden. Verbandsobmann und Waidhofner Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) ließ den vollen 60-seitigen Prüfbericht der niederösterreichischen Gemeindeaufsicht dort veröffentlichen.
"In den letzten Wochen und Monaten gab es sehr viel Unruhe um die Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal. Da Transparenz für den Verband an oberster Stelle steht, wird der Prüfbericht hier veröffentlicht“, teilen die Musikschulverantwortlichen mit.
Er wolle die Hintergründe der Affäre, in der das Vertrauen des Verbandsvorstands und des Prüfungsausschusses offenbar ausgenutzt worden war, voll aufzeigen, hatte Krammer am Montag die Veröffentlichung des Prüfberichts im KURIER-Gespräch bereits angekündigt. Namen und persönliche Daten sind im veröffentlichten Bericht geschwärzt.
Fehlende Buchhaltung
Wie berichtet, zeigten die Prüfer der Gemeindeaufsicht unter anderem auf, dass seit 2019 kein Kassenbuch geführt wurde und ohne Absprache mit dem Verbandsobmann Bargeld vom Schulkonto behoben wurde, um bar Honorare zum Großteil an zwei kurzzeitig beschäftigte Musikpädagogen zu bezahlen. 243.417 Euro sollen so seit 2017 vom Konto genommen und ausbezahlt worden sein. Buchführung oder Protokolle gab darüber keine.
Semesterstart
In der Internet-Mitteilung an alle Interessierten der großen Musikschule mit knapp 1.000 Schülern und 68 Pädagogen wird einleitend aber auch anlässlich des Semesterbeginns beruhigt: "Der Verbandsobmann betont, dass diese Umstände für Schülerinnen, Schüler sowie Eltern und für den Lehrkörper keine spürbaren Auswirkungen haben werden und das Schuljahr 2025/26 in gewohnt hoher Qualität über die Bühne gehen kann“, wird versichert.

Zum Semesterstart erschüttert Honorar-Affäre die Musikschule Waidhofen/Ybbstal.
Ebenfalls dokumentiert wird die zeitliche Abfolge des Auffliegens des Skandals, der von der Gemeindeaufsicht auch an die Staatsanwaltschaft St. Pölten herangetragen wird: Im Rahmen der interimistischen Leitung der Schule, die nach dem Unfalltod des Schulleiters Christian Blahous im April eingesetzt werden musste, traten im Juni ungesetzliche Unregelmäßigkeiten zutage.
Am 3. Juli 2025 wurden die NÖ Gemeindeaufsicht und das Musik- und Kunstschulmanagement mit der Durchführung einer Prüfung beauftragt. Am vergangenen Freitag (29. August) traf der schonungslose Prüfbericht der Aufsichtsbehörde in Waidhofen/Ybbs ein.
Die von Krammer einberufene Sondersitzung des Verbandsvorstands mit Mitgliedern aus fünf Ybbstaler Gemeinden sowie dem Prüfungsausschuss und politischen Mandataren aus Waidhofen/Ybbs findet nun am Donnerstag statt. "Da werden wir die Erkenntnisse aus dem Prüfbericht genau behandeln. Selbstverständlich werden wir die Öffentlichkeit danach umfassend informieren“, erklärte Bürgermeister Krammer in einer Aussendung.
Welche Konsequenzen im Raum stehen ist nicht absehbar. Krammer verordnete mittlerweile ein Vieraugenprinzip bei Bankbehebungen und schickte Magistratsbeamte als Verstärkung für die Musikschulverwaltung.
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