NÖ: ICE-Unfall wegen schlechten Deutschs
Dass ein deutscher ICE im September vergangenen Jahres im Stierschweiffeldtunnel (NÖ) bei 198 km/h eine verlorene Tür überfuhr, entgleiste und fast zwei Kilometer lang brauchte, um still zu stehen, hätte vermutlich verhindert werden können. Auch dass der Unfallzug erst nach einer halben Stunde evakuiert wurde, hätte nicht passieren müssen.
Ein Grund dafür war mangelndes Deutsch eines Fahrgastbetreuers in dem von der ÖBB betrieben Nachtzug aus Moskau.
Nachdem die Untersuchungsstelle des Verkehrsministeriums zuletzt wegen mangelhafter Unfallberichte immer wieder in Verruf geraten war, scheint sie nun gehörig Gas zu geben und sich kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen. Auch die ÖBB werden nun nicht mehr geschont. So war die Ursache für den Unfall auf der Höchstleistungsstrecke zwischen Wien und St, Pölten die verlorene Tür des ÖBB-Zuges. Der betroffene Waggon wurde demnach von Leuten betreut, die offenbar wenig Ahnung hatten: "Die Situation der in Österreich betrieblich nicht geschulten Fahrgastbetreuer des betroffenen Wagens (...) war problematisch", heißt es in dem 60-seitigen Dokument. Den Zugbegleitern fiel die verlorene Tür auf, aber "sie begaben sich vom letzten Wagen im Zugverband in einen vorderen Wagen (...) und konnten sich auf Grund der Sprachbarriere nicht klar ausdrücken. Betrieblich unterwiesene Mitarbeiter (Fahrgastbetreuer) hätten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Notbremse betätigt."
Fünf Minuten
Wegen schlecht ausgebildetem, nicht deutsch sprechenden Personals vergingen fünf Minuten und 18 Sekunden in denen die Tür im Tunnel lag – um dann mit 196 km/h vom ICE überfahren zu werden. Bei einem Notstopp wäre der ICE vor dem Tunnel gestoppt worden.
Glücklicherweise verlief der Vorfall relativ harmlos. Die entgleisten Räder waren am Ende doch wieder in der Spur, der Gesamtschaden wird mit 80.000 Euro beziffert.
Acht Sicherheitsempfehlungen
Trotz des harmlosen Endes gab es acht Sicherheitsempfehlungen der Untersuchungsstelle. Aufgedeckt wurde außerdem, dass zwei Waggons überhaupt nicht im Europäischen Register genehmigt waren. Darüber hinausgehend wurden vom Verkehrsministerium mehr Kontrollen bei den Nachtzügen Nizza-Moskau wurden (rechtlich bindend) empfohlen.
Gemeinsam mit der russischen Bahn wurde laut ÖBB "im Sinne des Sicherheitsmanagementsystems der gesamte Vorfall aufgearbeitet" und entsprechende Maßnahmenabgeleitet. Die geforderte Überprüfung der Züge aus den Nachbarländern wurde sofort umgesetzt.
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