Bub in Schließfach gesperrt

33 Feuerwehrleute retteten den 14-Jährigen aus seinem Gefängnis
Ein 14-Jähriger steckte am Badener Bahnhof fest. Der dritte Fall innerhalb von vier Jahren.

Es dürfte sich um einen blöden Scherz oder eine leichtfertige Mutprobe gehandelt haben. Der 14-jährige Schüler Muhammet Ali S. wollte einem Freund zeigen, wie tapfer er ist. Er ließ sich kurzerhand in ein Bahnhofsschließfach in Baden (NÖ) sperren, der KURIER berichtete. Der 1,60 Meter große Jugendliche kletterte am Sonntag gegen 17 Uhr in den unbequemen Kobel. Ein folgenschwerer Fehler. Er löste einen Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettung aus. Auch der Notarztwagen rückte schließlich an.

„Jetzt werden wir bald auf unsere Schließfächer schreiben, dass sie nur für Gepäck und nicht für Personen geeignet sind“, heißt es von den ÖBB. Innerhalb der letzten vier Jahre sperrten sich am Badener Südbahnhof drei Jugendliche in Schließfächer ein. „Seltsamerweise nur in Baden, an allen anderen Bahnhöfen ist es ruhig geblieben“, sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif am Montag. Warum es gerade in der Kurstadt den Drang zum freiwilligen Einsperren gibt, konnte hingegen keiner der Verantwortlichen schlüssig begründen.

„Das für Gepäckstücke gedachte Schließfach ist etwa 45 mal 35 mal 85 Zentimeter groß“, schildert Seif. „Das Opfer hat sich das Kleinstmögliche ausgesucht“, heißt es vonseiten der Bundesbahnen – also wenig Platz für das übersteigerte Selbstbewusstsein eines pubertierenden Jugendlichen.

Innerhalb kurzer Zeit holte Muhammet Ali S. die eingeengte Realität ein. Die Schließfächer, so ein Experte, lassen sich nur von außen versperren. Von innen kann man sie aufgrund fehlender Griffflächen nicht zuziehen und auch mit „viel Schwung“ würden sich die Türen nicht dauerhaft schließen lassen.

Ohne Mithilfe von außen hätte er sich also nicht einsperren können. Die Einrichtung ist mit einer Sicherheitsvorrichtung versehen. Wird innerhalb der ersten 50 Sekunden kein Geld eingeworfen, springt die Türe des Faches automatisch auf. „Er dürfte versucht haben, die Türe mit Gewalt aufzudrücken“, schildert ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif. Dabei dürfte sich der Schließbolzen verbogen haben. Deswegen klemmte die Türe.

Mit der Brechstange

Zeugen alarmierten den Notruf: 33 Feuerwehrleute, Sanitäter und Funkstreifen sowie ein Notarzt rückten an. „Der Jugendliche war ansprechbar“, schildert Einsatzleiter Michael Rampl. Mithilfe von Brecheisen starteten die Feuerwehrleute mit der Rettung.

„Wir haben ihn innerhalb weniger Minuten aus seinem Gefängnis befreit“, sagt Rampl. „Der Gerettete war guter Dinge, aber über das große Aufgebot an Rettern überrascht“, heißt es. Während die Freiwilligen von einer Kostenverrechnung absehen wollen, haben die ÖBB Anzeige erstattet. „Wir fordern den Schaden ein.“ Wie hoch dieser sein wird, steht noch nicht fest.

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