AMS bringt Geflüchtete auf Jobsuche direkt mit Unternehmen zusammen

AMS Chancen Messe
„Chancen Messe“ nach Erfolg im Vorjahr heuer in Wiener Neustadt - weil jeder vierte Arbeitslose mit Fluchthintergrund in NÖ im Industrieviertel lebt.

2.797 Menschen mit Fluchthintergrund, die freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt haben, sind aktuell beim Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich gemeldet oder befinden sich in einer Schulung. Rund jeder Vierte von ihnen lebt im Industrieviertel in den Bezirken Wr. Neustadt, Neunkirchen, Baden und Mödling. Um ihnen den möglichst raschen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, lud das AMS am Donnerstag zur „Chancen Messe“ in die Arena Nova in Wr. Neustadt.

100 offene Stellen

Neben Information zu den Bildungsangeboten des Arbeitsmarktservice wurden die Jobsuchenden daber direkt mit Vertretern jener Unternehmen zusammengebracht, die freie Stellen in der Region anbieten: von Hilfstätigkeiten in den Bereichen Reinigung, Lager Gastronomie, über die Sparten Handel, Bau oder Produktion bis hin zu qualifiziertem Personal in der Pflege, der Elektronik oder Elektrotechnik. Auch der Österreichische Integrationsfonds, verschiedene Bildungseinrichtungen, die „Mensch und Arbeit GmbH“, Volkshilfe und Arbeiterkammer waren in Wiener Neustadt vertreten.

Um sprachliche Barrieren abzubauen, stand eine Reihe von Dolmetschern für Arabisch, Persisch, Ukrainisch, Russisch, Englisch, Spanisch, und weitere Sprachen zur Verfügung. Rund 250 Interessierte seien der Einladung gefolgt, zieht man seitens des AMS Bilanz. 

In den Bezirken Wr. Neustadt, Neunkirchen, Baden und Mödling ist die Zahl der beim AMS gemeldeten Personen mit Fluchthintergrund im Vergleich zum Vorjahr mit 7,4 Prozent überproportional stark angestiegen - niederösterreichweit waren es nur 1,2 Prozent.

„Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen“

Ziel der Initiative sei die „Verhinderung und Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit“, betont AMS-NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern: „Damit Menschen mit Fluchthintergrund möglichst rasch auf eigenen Beinen stehen können, ist es entscheidend, dass wir Arbeitsmarktangebote vernetzen und bündeln. Die Praxis zeigt: Der beste Deutschkurs ist die Arbeit: Hier wird Gelerntes erprobt und vertieft.“

866 Arbeitssuchende mit Fluchthintergrund haben in Niederösterreich seit Jahresbeginn einen Job gefunden - um 12 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das AMS bemühe sich um „eine schnelle Klärung der Kompetenzen der Betroffenen, Unterstützung beim Spracherwerb und die Qualifizierung in Mangelberufen“, berichtet der Leiter des AMS Wiener Neustadt, Mevlüt Kücükyasar. Mit Erfolg:

  • Rund 1.741 Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund haben heuer über Vermittlung des AMS NÖ eine spezifische Beratung in Partnereinrichtungen genutzt, um ihre Kenntnisse mit den Arbeitsmarkterfordernissen abzugleichen.
  • Seit Jahresbeginn hat man 772 Personen mit Fluchthintergrund den Einstieg in einen Deutschkurs ermöglicht. Im Bezirk Wiener Neustadt waren es 67.
  • Gleichzeitig haben 127 Personen mit Fluchthintergrund eine Aus- und Weiterbildung mit dem AMS gestartet.

Deutschkenntnisse als Hindernis

Aus- und Weiterbildung ist dabei von zentraler Bedeutung. Denn: Zwei Drittel der AMS-Kunden mit Fluchthintergrund haben nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss. „Nach Abschluss eines Deutschkurses braucht es zeitnah passende Anschlussangebote, im besten Fall einen Job, damit die erworbenen Deutschkenntnisse nicht wieder verloren gehen, sondern darauf aufgebaut wird“, weiß der Wiener Neustädter AMS-Chef Kücükyasar.

„Menschen mit Fluchthintergrund haben es mehrfach schwer, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, betont Kern. „Die Hürden heißen Spracherwerb, langwierige Anerkennung ihrer Ausbildungen und Belastungen durch eine traumatische Vergangenheit. Sie bei einem möglichst zügigen Arbeitsmarkteinstieg zu begleiten, ist entscheidend für ein selbstbestimmtes Leben der Betroffenen.“ Umso mehr, als zahlreiche Betriebe in Niederösterreich weiterhin intensiv nach Personal suchen.

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