Unmut über Eröffnung des Städtetags: Nur Männer auf der Bühne

Die Linzer Stadträtin Eva Schobesberger, Grüne, ärgert sich über die rein besetzte Eröffnugnsveranstaltung beim Städtetag
Es wurden große Reden geschwungen: Städtebund-Präsident und Wiener Bürgermeister Michael Ludwig nutzte die Eröffnung des Städtetags in Eisenstadt Mittwochabend für einen Appell: Es sei wichtig, dass mehr Frauen in der Kommunalpolitik vertreten und in Führungspositionen seien.
So weit die Theorie, die Praxis erzählt eine ganz andere Geschichte:
Sechs Reden wurden im Zuge der Eröffnung gehalten. Sechs davon von Männern. Auch die musikalische Begleitung des Events war ausschließlich von Männern verantwortet. Präsenz und Sichtbarkeit von Frauen bei diesem wichtigen Auftakt: Null.
"Wie kann das passieren?"
"Ich kann nicht verstehen, wie so etwas passieren kann", ärgert sich die Linzer Stadträtin Eva Schobesberger, Grüne. Die Reaktionen vieler anwesender Frauen seien ähnlich gewesen: Man habe sich nicht wahrgenommen und nicht repräsentiert gefühlt.
Was passiert?
Mehr als 1300 Delegierte aus den österreichischen Städten und Gemeinden sind seit Mittwoch in Eisenstadt. Es gibt Festakte, Vernetzungstreffen, Arbeitskreise und eine Ausstellung.
Was interessiert?
Präsente Themen dieses Jahr waren und sind Gemeindefinanzen, die Energie- und Mobilitätswende sowie die Elementarpädagogik.
Wer veranstaltet?
Der Österreichische Städtebund ist Veranstalter und Organisator des Städtetages. Er ist die in der Verfassung verankerte Interessenvertretung der Städte und größeren Gemeinden in Österreich.
"Der Städtebund ist natürlich ein Abbild von Strukturen, die wir haben. Frauen sind auch hier unterrepräsentiert. Bei dieser Veranstaltung hätte man die Wirkung und das Bild nach außen aber ganz bewusst steuern können." Vor allem, weil ja seitens der Männer auf dem Podium genau dieser Wunsch so konket betont worden sei.

Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (li.) und Wiens Stadtoberhaupt Michael Ludwig beim Städtetag
Die Reaktion von Städtebundpräsident Michael Ludwig: "Frauen gestalten unsere Städte und Gemeinden wesentlich mit – in der Verwaltung, in der Politik und im gesellschaftlichen Leben." Der Städtetag biete viele Bühnen – und das Engagement von Frauen zeige sich nicht nur auf dem Podium, sondern tagtäglich in der kommunalen Arbeit.
Putzfetzen als Geschenk
Einen Tag später sticht unter den verschiedenen Arbeitskreisen am Donnerstag einer hervor: Gemeinde, DIE - Wie wird die Kommunalpolitik weiblicher?
Fragen wirft auf, warum genau bei dieser Thematik Putzfetzen als Giveaways an die Teilnehmenden verteilt werden. Die Botschaft darauf stimmt versöhnlicher: 50 Prozent der unbezahlten Arbeit an die Männer!

Putzfetzen mit Botschaft
Was ein Blick ins Publikum dieses Arbeitskreises auf jeden Fall verrät: Es gibt in Österreich 11 Prozent Frauen in der Kommunalpolitik und eine noch viel kleinere Prozentzahl an Männern, die das interessiert. Alternierend waren zwischen fünf und acht Männer bei den entsprechenden Vorträgen und Diskussionen anwesend.
"Es wäre bei der Eröffnung so einfach gegangen. Man hätte ein paar der Reden kürzen und dazu einfach Expertinnen einladen können. Dann noch eine starke Frau, die den Abend musikalisch begleitet, und die Optik ist eine komplett andere", sagt Linzer Stadträtin Eva Schobesberger zum Schluss.
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