Neos wollen Gemeinden erobern

Neos machten auf sich aufmerksam. Sie punkteten im „Speckgürtel“.
Überraschender Erfolg der Polit-Neulinge. Jetzt versuchen sie im Land NÖ zu punkten

Ein bemerkenswertes Ergebnis haben die Neos bei ihrem erstmaligen Antreten eingefahren. In Niederösterreich sind sie aus dem Stand auf 4,39 Prozent gekommen. Besonders viele Stimmen erhielten die Neos im Bezirk Mödling. Vor allem in Gießhübl konnten sie punkten und 13,32 Prozent erobern. Dicht gefolgt von Perchtoldsdorf mit 12,64 Prozent.

Bei einem Lokalaugenschein in Gieshübl finden sich aber keine Neos-Wähler, analysiert wird fleißig. „Die sind aus dem Boden geschossen wie Schwammerl“, sagt Bewohner Viktor Kabelka und es schwingt in seiner Stimme durchaus Bewunderung für die Neos mit. Vor der Wahl habe er die Partei gar nicht gekannt. Im Ort seien sie ihm auch nicht mit Wahlwerbung aufgefallen. „Die haben frustrierte, unzufriedene Wähler angesprochen, die weder ins rechte noch ins linke Eck wollten“, mutmaßt er. Ähnlich sieht das der Direktor der Gießhübler Musikschule, Martin Weber. Die Neos hätten Protestwähler aufgefangen. Im Ort, so meint er, gäbe es viele Unternehmer mit Geld, die von der ÖVP enttäuscht gewesen seien. „Und Stronach hat in letzter Zeit geschwächelt.“ Dem kann Ortschefin Michaela Vogl (ÖVP) nur zustimmen. „Vom Gefühl her, hat man das eh schon geahnt“, sagt sie. Junge Familien und ein hoher Bildungsstandard im Ort, davon hätten die Neos profitiert.

„Da ist uns etwas Großartiges gelungen“, meint Michael Schuster aus dem benachbarten Brunn am Gebirge. Er kandidierte für die Neos an 2. Stelle der NÖ-Landesliste. Dass das Ergebnis im Bezirk Mödling derart gut ausgefallen ist, habe die Neos jedoch überrascht. „In einigen Gegenden sind wir fast so stark wie die Grünen“, betont Schuster. Künftig sollen in allen Bundesländern Büros entstehen. „Ob das dann in Niederösterreich in Mödling oder St. Pölten sein wird, weiß ich noch nicht.“ Schuster kann sich ebenso wie Spitzenkandidat Niki Scherak aus Oberwaltersdorf, Bezirk Baden, vorstellen, dass die Neos in einigen Orten zur Gemeinderatswahl 2015 antreten.

„Die Landtagswahl in Niederösterreich ist sicher ein Fernziel“, erklären Schuster und Scherak. Künftig soll es auf jeden Fall eine nö. Landesgruppe geben. „Ob wir Ortsgruppen personell schaffen, kann ich nicht sagen.“ Man hätte aber bereits eine Anfrage aus Perchtoldsdorf. Definitiv werde es aber Leute vor Ort geben, betont Schuster, der den Einzug in den Nationalrat voraussichtlich knapp verpasst hat. Immerhin sei mit Scherak ein Niederösterreicher im Parlament vertreten. Der Neo-Abgeordnete kann seinen Erfolg noch gar nicht fassen. „Das ist so surreal. Es ist schlichtweg Wahnsinn“, kommentiert er.

Auch in Wien beginnt bei den Neos die Planung für die Gemeinderatswahl, die ebenfalls 2015 stattfinden soll. Manch einer träumt von zehn Prozent. Bei der Nationalratswahl am Sonntag schaffte die Partei in der Bundeshauptstadt 7,5 Prozent.

Mandatsverteilung

Bei der Verteilung der insgesamt 37 Mandate in NÖ zeigt sich vorerst folgendes Bild (ohne Briefwahl und wahlkreisfremde Wahlkarten): Die SPÖ hält wie bisher zehn Mandate, die ÖVP bleibt ebenfalls bei ihrer Mandatszahl, nämlich bei elf. Die FPÖ gewinnt ein Mandat und hält bei sieben Mandaten. Auch die Grünen gewinnen ein Mandat, sie schicken damit drei Mandatare in den Nationalrat. Das Team Stronach schaffte genauso wie die Neos jeweils ein Mandat.

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Auch in Niederösterreich haben ÖVP und SPÖ mit Stimmverlusten zu kämpfen. Die SPÖ muss ein Minus von 2,6 Prozentpunkten hinnehmen, die ÖVP hat ein Minus von 1,8 Prozentpunkten. Stimmenzuwachs gibt es bei FPÖ (+1,3), Grünen (+1), Team Stronach (+4,8) und Neos (+4,4).

Das beste Bezirksergebnis in Niederösterreich erreichte die ÖVP im Bezirk Zwettl mit 49,9 Prozent. Den stärksten Stimmenzuwachs erzielte die Partei in der Gemeinde Nöchling im Bezirk Melk mit einem Plus von 18,9 Prozentpunkten. Als „Hochburg“ gilt seit Sonntag auch der Bezirk Horn im Waldviertel. Dort erhielt die VP NÖ in jeder Gemeinde die meisten Stimmen.

Auch die SPÖ verzeichnete im Bezirk Melk den größten Stimmenzuwachs. Nämlich in Dorfstetten mit einem Plus von 4,4 Prozentpunkten. Stärkstes Ergebnis erzielte die SPÖ in der Stadt St. Pölten mit 37, 5 Prozent.

Die FPÖ punktete vor im Bezirk Wiener Neustadt-Stadt mit 23,5 Prozent der Stimmen. Die meisten Stimmen gewann die FPÖ in Prigglitz im Bezirk Neunkirchen hinzu, nämlich 7,9 Prozentpunkte.

Die Grünen schnitten im Bezirk Mödling am besten ab, dort erreichten sie 15,2 Prozent der Stimmen. Den Stärksten Zuwachs erfuhr die Partei in Parbasdorf (Bezirk Gänserndorf) mit einem Plus von 6,6 Prozentpunkten. Die Neos bekamen im Bezirk Mödling mit 9,32 Prozent die meisten Stimmen. „Neos-Hochburg“ ist Gießhübl mit 13,3 Prozent. Das Team Stronach erhielt in der Heimatgemeinde von Frank Stronach die meisten Stimmen, nämlich 11,9 Prozent. Das beste Bezirksergebnis erhielt das Team im Bezirk Wiener Neustadt-Stadt mit 5,5 Prozent.

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