Wie eine Frau mit 50 ihre Karriere als Bloggerin und Model startete

Wie eine Frau mit 50 ihre Karriere als Bloggerin und Model startete
Seitdem Gudrun Grasberger als Bloggerin und Modell durchstartete, hat sie außerdem zwei Backbücher veröffentlicht. Backen kann jeder, sagt sie.

Mit Backen hat Frau Gudrun in den ersten 50 Jahren ihres Lebens wenig am Hut gehabt. Genauso wenig wie mit dem Modeln. Oder mit dem Internet. Mittlerweile backt die 58-Jährige schon mal 40 Gugelhupf in vier Wochen, steht für einen großen Lebensmittelkonzern vor der Kamera, hat zwei Backbücher herausgebracht und betreibt in ihrer Mödlinger Wohnung einen Backblog. Willkommen in der Welt von Gudrun von Mödling – oder wie sie es sagt „willkommen auf meinem Planeten“.

Rezept: Drei schnelle Kuchen, die Gäste begeistern

In ihren Nebenjob als „Back-Influencerin“ ist die schlanke Frau mit den silbrigen Jahren vor knapp zehn Jahren durch Zufall reingerutscht. Damals arbeitete sie in einem großen Autohaus. Ein Freund brachte sie 2015 nach einer schlimmen Trennung zum Modeln. „Zuerst habe ich ihn für verrückt gehalten, doch dann habe ich mich bei einer Online-Agentur angemeldet und plötzlich viele Anfragen erhalten“, erzählt sie. Seither folgten Shootings und Werbefilme für Juweliere, Trachtenmode, Mediashop oder einen großen Elektronik-Markt. Nur die klassische Oma, die gibt sie nicht.

Auf Anraten eines weiteren Freundes – der ihre damaligen Backkünste schätzte – starteten sie ebenfalls 2015 den Blog „Gudrun von Mödling“. Sie buk, er fotografierte und entwarf die Homepage. „Ich war glücklich, wenn ich 50 Leute auf meinem Blog hatte“, erzählt sie. Mittlerweile zählt sie bis zu 100.000 Besucher im Monat. Der Freund riet ihr auch, ein Buch zu schreiben. Mittlerweile sind es zwei. Erst „Himmlisch einfach – einfach himmlisch“, das bereits in der zweiten Auflage im Selbstverlag erschienen ist. 1.300 Exemplare hat sie seit 2020 verkauft. Im Vorjahr folgte der Nachfolger mit den besten Keksrezepten. Als der Freund starb, übernahm Grasberger den Blog komplett samt Design und Fotografie.

Aktuell arbeitet Grasberger an „101 Gugelhupf“. Gibt es überhaupt so viele Rezepte für den Traditionskuchen? „Es gibt Hunderte, wenn man ehrlich ist“, sagt Frau Gudrun und lacht.

Backen für alle

Ihre Rezepte bestechen durch ihre Simplizität. „Alles mit Zutaten, die man zu Hause hat.“ Man brauche nur Liebe, Geduld und Zeit – und müsse die Rezeptangaben und Zubereitungsschritte genau lesen. Das sei wichtig. Auch Nicht-Bäckern gelängen dann die Mehlspeisen, verspricht sie. Die Rezepte stammen aus alten Kochbüchern, von ihrer Mama oder Oma – wie eine Grammeltorte –, von Freunden oder sind neu interpretierte Klassiker. 

Manches erfindet sie auch, wie einen steirischen Nussstrudel mit Erdäpfelteig oder eine Walnuss-Marzipan-Torte. Mitunter landet davon auch etwas im Mistkübel. „Ich doktere halt herum“, meint Frau Gudrun. Privat kreiert sie am Liebsten Motiv-Torten. Auf ihrem Blog gibt es zudem Kochrezepte.

Wie eine Frau mit 50 ihre Karriere als Bloggerin und Model startete

Salz ist die geheime Zutat in ihrem Walnuss-Mürbgebäck, sagt Grudrun Grasberger

Neue Leidenschaft 

Eigentlich würde die 58-Jährige ja noch viel mehr backen, „aber das Problem ist, wer isst das alles?“ Sie jedenfalls nicht. „Ich koste maximal“, verrät sie. Dazu kämen die Kosten für die Backwaren für die Bücher, die durchaus mehr als tausend Euro betragen können.

Als erfolgreich würde sich Frau Gudrun trotz der kleinen Backimperiums aber nicht bezeichnen. „Ich kann mir das Leben gerade so leisten, mit etwas Luxus“, sagt sie. Tatsächlich macht ihr Kuchen satt, aber nicht reich. Neben ihre One-Woman-Show als Bäckerin, Fotografin und Bloggerin arbeitet Grasberger noch Vollzeit in einem Motorradgeschäft. Dort hat sie auch im Vorjahr die Leidenschaft fürs Motorradfahren gepackt. Da hat sie sich mit 57 gleich ein Bike zugelegt und seither 17.000 Kilometer abspult.

Der Zufall spielt mit

Zu den Jobs in der Motor-Branche kam sie, wie zu fast allem im Leben, durch Zufall. Für ihren Job im Autohaus etwa war sie 2005 mit ihrer knapp 13-jährigen Tochter mit Sack und Pack aus der Steiermark hergezogen.

Dort ist nämlich ihre eigentliche Heimat. In Weißenbach an der Enns ist Grasberger behütet aufgewachsen, ein naher Bauernhof war ihr zweites Zuhause. Als sie zehn war, starb ihr Vater an Lungenkrebs, die Familie zog ins Dorf. Später brach sie ihre Ausbildung in der Hotelfachschule ab, jobbte in der Gastro und landete schließlich in einem metallverarbeiteten Betrieb. „Ich habe dann gedacht, ich bin eine Frau, irgendwann wirst du schon heiraten“, erinnert sie sich.

Türchen auf für die Liebe auf den ersten Blick

Geheiratet hat sie nie. Langweilig wird Frau Gudrun trotzdem nicht. Die nächsten Träume hat sie schon. Dann will sie zusätzlich zum Nudelholz auch den Pinsel schwingen – für Acrylmalerei.

Mehr Information zur Person auf www.gudrunvonmoedling.at

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