NÖ: Kinderbetreuung nicht für alle - das sorgt für Kritik

Schulbeginn
Betreuungsplätze gibt es für berufstätige und alleinerziehende Eltern. Investiert werden 4,5 Millionen Euro.

Wochenlang haben Eltern ihre Kinder zu Hause betreut. Viele mussten daneben selbst im Homeoffice arbeiten. Großeltern konnten, weil sie meist zur Risikogruppe gehören, nicht als Betreuungspersonen herangezogen werden. Daher hat das Land NÖ mit den Gemeinden und Städten ein Paket zur Ferienbetreuung beschlossen. Dass die Vergabe von Betreuungsplätzen für den Sommer für berufstätige und alleinerziehende Eltern vorgesehen ist – und nicht für alle – sorgt nun für Kritik.

Normalerweise gibt es in den Kindergärten eine Sommerpause von drei Wochen. Heuer soll laut Land NÖ eine durchgehende Kinderbetreuung angeboten werden, „um den Eltern ein möglichst sorgenfreies Zurückkehren“ in den Berufsalltag zu ermöglichen. Investiert werden 4,5 Millionen Euro.

„Schlechter Witz“

Dass nicht alle Kinder betreut werden können, kritisieren nun etliche Eltern, die in eMails an die KURIER-Redaktion ihren Unmut äußerten. Eine Mutter schreibt von einem „schlechten Witz“: „Es kann doch nicht sein, dass allerorts der ,neue normale’ Alltag losgeht und die Kleinsten so behandelt werden.“ Zudem kritisiert sie, dass es von der Gemeinde heißt, dass das vom Land vorgegeben wurde – das Land aber meine, es sei Sache der Gemeinden.

Vom Land heißt es dazu, dass die Organisation der Kinderbetreuung in den Ferien tatsächlich den Gemeinden obliegt. „Zum größtmöglichen Schutz der Kinder wird auch die Ferienbetreuung in kleineren Gruppen durchgeführt werden. Daher soll im Sommer 2020 die Ferienbetreuung in der Regel für Eltern angeboten werden, die durch ihre berufliche Tätigkeit eine Betreuung selbst nicht wahrnehmen können“, erklärt Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Die Gemeinden haben bei der derzeit laufenden Bedarfserhebung für die Ferien und der Organisation auf die gesundheitsbehördlichen Vorgaben Rücksicht zu nehmen.

Bestätigung der Berufstätigkeit

Auch die Grünen NÖ stören sich an der Regelung. „Uns sind Fälle bekannt, wonach Eltern eine Bestätigung über ihre Berufstätigkeit und oft sogar über eine Urlaubssperre vorlegen müssen, wenn sie den Kindergarten im Sommer in Anspruch nehmen wollen. Das ist inakzeptabel“, sagt Grünen-Bildungssprecher Georg Ecker. Er fordert eine Weisung vom Land, dass die NÖ Kindergärten grundsätzlich für alle Kinder verfügbar sein müssen.

Neos-Landessprecherin Indra Collini spricht davon, dass neben einer Betreuungsmöglichkeit abseits beruflicher Tätigkeit der Eltern ein gesamtpädagogisches Konzept fehle und Kindergärten oft als bloße Aufbewahrungsstätten verstanden werden. „Dabei muss man sich die Frage stellen, wie Lücken im sozialen Lernen und Interagieren geschlossen werden können.“

Um eine „durchgehende Betreuung“ in den Kindergärten zu ermöglichen, bietet das Land NÖ den Gemeinden heuer entweder eine finanzielle Sonderförderung oder eine Unterstützung durch Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen im Kindergarten.

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